„Versorgung ist unverpackt schlicht nicht möglich“

Mara Hancker, Geschäftsführerin Kommunikation, Industrievereinigung Kunststoffverpackungen über die größten Auswirkungen der Corona-Pandemie, daraus resultierende Chancen, die Zukunft der Verpackung und die Planung für das restliche Jahr 2020 und das Jahr 2021.

Wo sehen Sie die größten Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Ihre Branche?

Wir sehen aktuell zwei sehr unterschiedliche Auswirkungen: Lebensmittelverpackungen sowie Verpackungen für Arzneimittel und Medizinprodukte werden aktuell wenig überraschend verstärkt nachgefragt. Die Menschen bevorraten sich und möchten sichergehen, dass die Produkte hygienisch verpackt und ausreichend haltbar sind. Auch Hygieneartikel wie Seifen oder auch Desinfektionsmittel benötigen Verpackungen, vor allem aus Kunststoff. Anders sieht es bei Herstellern aus, die in den Automobilbereich zuliefern. Hier machen sich gedrosselte Produktionen natürlich deutlich bemerkbar.

Worin bestehen mögliche Chancen?

Für uns liegt eine große Chance in der Wahrnehmung von Kunststoffverpackungen. Diese wurden zuletzt fast nur noch als Abfall wahrgenommen. Von den ökologischen Vorteilen gegenüber anderen Materialien wollte kaum jemand etwas hören, Fakten waren erschreckend irrelevant für viele Diskussionen. Das war für die Branche zum Teil sehr frustrierend.

Jetzt öffnet sich der Blick hoffentlich wieder für die eigentliche Funktion von Verpackungen, die insbesondere aus Kunststoff viele lebenswichtige Anwendungen erst ermöglichen und die Versorgung mit Lebensmitteln nachhaltig sichern. Und das wissen die Menschen nun wieder mehr zu schätzen. Hoffentlich erinnern sie sich daran, wenn die Krise überstanden ist.

Bedeutet Corona das Ende für Unverpacktläden?

Eine Abschätzung, ob sich die Nische der Unverpacktläden hier wird halten können, steht uns nicht zu. Corona zeigt aber zumindest die deutlichen Grenzen der unverpackten Lösungen auf. Und ganz ehrlich: auch die Logistik von Unverpackt-Läden braucht Verpackungen. Über 80 Millionen Bundesbürger sind schlichtweg nicht unverpackt zu versorgen. Und das ist auch nicht nötig. Indem wir so viele Verpackungen nutzen wie nötig und so wenige wie möglich, tragen wir zum Vermeiden von Lebensmittelverlusten und damit zu einem nachhaltigen Konsum bei.

Wie schätzen Sie die Messeplanung 2021 ein?

2021 wird das nächste interpack-Jahr. Normalerweise findet in solchen Jahren keine Fachpack statt. Das ist also eine doppelte Herausforderung für uns als Verband aber auch für unsere Mitgliedsfirmen. An Themen und Innovationen wird es der Kunststoffverpackungsindustrie jedenfalls nicht mangeln.

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