Weniger Plastik im Packaging
Das Konsumverhalten der Verbraucher verändert sich. Einhergehend damit wird der Bedarf an Kunststoffen auch in Zukunft weiter sehr deutlich ansteigen. Der weltgrößte Nahrungsmittelkonzern Nestlé sieht sich daher in der Verantwortung, den ökologischen Fußabdruck von Verpackungen zu reduzieren. Ein Beitrag von Christian Detrois
Kunststoffverpackungen spielen in der Food-Industrie eine wichtige Rolle. Sie schützen Produkte, machen sie haltbar und erleichtern den Transport. Zudem sind sie leicht, können einfach an die jeweilige Anwendung angepasst werden und benötigen bei der Verarbeitung relativ wenig Energie. Dennoch ist die Verschmutzung durch Kunststoffe, die in der Umwelt landen, eine globale Herausforderung. Ein Stopp der Vermüllung der Umwelt gelingt jedoch nicht durch Verzicht auf Kunststoffverpackungen oder Substitution durch andere Materialien. Die Lösung liegt darin, Verpackungen zu sammeln und sinnvoll zu verwerten.
Alle Verpackungen sollen recyclingfähig und wiederverwendbar sein
Um das Verpackungsaufkommen zu reduzieren, hat Nestlé eine Roadmap entwickelt, die alle eingesetzten Materialien umfasst. Konkret haben wir uns dazu verpflichtet, zwischen 2015 und 2020 insgesamt 140000 Tonnen Verpackungsmaterial einzusparen. Auch die Wiederverwertung von Verpackungen stellt uns vor Herausforderungen, zumal weltweit die Möglichkeiten variieren, Verpackungen zu sammeln, zu sortieren und zu recyceln. Für das Erreichen anspruchsvoller Recyclingquoten ist es wichtig, dass – unterstützt durch eine flankierende Gesetzgebung – die richtige Infrastruktur aufgebaut wird. Entscheidend ist dabei die Zusammenarbeit entlang der ganzen Wertschöpfungskette. Nestlé arbeitet unter anderem gemeinsam mit Danone, Mars, PepsiCo, Coca-Cola, L’Oréal, Unilever und Walmart in der „New Plastics Economy-Initiative“ weltweit an Lösungen.
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Darüber hinaus verfolgen wir auch eigene Ziele. So sollen bis spätestens 2025 alle unsere Verpackungen recyclingfähig oder wiederverwendbar sein. Im Fokus stehen gängige Materialien wie PET, Polyethylen, Polypropylen, für die bereits eine Recyclinginfrastruktur besteht. Außerdem möchten wir Materialkombinationen wie Plastik und Papier oder Materialverbunde möglichst vermeiden oder für das Recycling optimieren. Schließlich arbeiten wir auch an den Farben unserer Verpackungen, um die Qualität von Rezyklaten zu erhöhen und eine bessere Erkennung in den Sortieranlagen zu ermöglichen. Wie Letzteres geht, zeigt der schwarze Polypropylen-Becher der Fünf-Minuten-Terrine „Magic Asia“, der jetzt unter Verzicht auf die üblichen rußbasierten Farbstoffe gefärbt wird.
Best-Practice-Projekte in Frankreich und in den Vereinigten Staaten
Ein Beispiel für Rezyklateinsatz ist die Marke Herta. In Frankreich wurden Kunststoffschalen zum Verpacken von Schinken, die aus PVC und Polyethylen bestanden, auf recyceltes PET (rPET) und Polyethylen umgestellt. Die Modifikation der Schneid- und Umformwerkzeuge von 25 Verpackungslinien erforderte hohe Investitionen. Das Projekt wurde auf Kunststofftabletts für die Produkte Bacon und Croque Monsieur ausgeweitet. Aktuell deckt Nestlé den Gesamtbedarf von jährlich 3000 Tonnen PET zu knapp einem Viertel aus Recyclingmaterial. Auch bei Getränkeflaschen kommen Materialkreisläufe voran.
In Kalifornien fertigt Nestlé Waters – unterstützt vom Partner Carbonlite – alle Flaschen der Wassermarke Arrowhead zur Hälfte aus wiederverwendetem Kunststoff. Vor kurzem wurde unter der Marke Nestlé Pure Life eine 700-Milliliter-Flasche im gesamten amerikanischen Lebensmitteleinzelhandel eingeführt, die vollständig aus recyceltem Material besteht. In Europa sollen bis 2025 alle PET-Flaschen zu mindestens 25 Prozent aus rPET bestehen. Aktuell liegt dessen Anteil in Flaschen der italienischen Marke Nestlé Vera bei 25 Prozent bei stillen Wässern sowie 20 Prozent bei kohlensäurehaltigen Wässern. Bei der Schweizer Nestlé Marke Henniez beträgt die Quote im gesamten Sortiment derzeit bereits bis zu 30 Prozent. Gegenwärtig ist es allerdings noch schwierig, ausreichende Mengen der richtigen rPET-Qualität am Markt zu finden. Um den Rezyklatanteil weiter zu erhöhen, validiert Nestlé gerade weitere Lieferanten auf lokaler Ebene.
Eine Alternative zu erdölbasierten Kunststoffen können biobasierte Kunststoffe sein. 2016 hat Nestlé gemeinsam mit Danone in Kalifornien die NaturALL Bottle Alliance gegründet, um eine neue, biobasierte PET-Generation zu entwickeln. Hierbei sollen Rohstoffe aus Biomasse – etwa Pappe und Zellstoff – verwendet werden, die weder Ressourcen noch Anbauflächen beanspruchen, die für Nahrungsmittel geeignet sind. Das daraus gefertigte PET ist chemisch mit dem erdölbasierten Material identisch und somit vollständig mit bestehenden Recyclingströmen kompatibel. Bei der Optimierung von Materialkreisläufen spielen auch Verbraucher eine wichtige Rolle. Privathaushalte müssen in der Lage sein, geleerte Verpackungen leicht dem richtigen Recyclingstrom zuzuführen. Um dies zu unterstützen, wird Nestlè bei den eigenen Verpackungen das „Design for Recycling“ verbessern, recyceltes Plastik dort einsetzen, wo es möglich ist, und Informationen über richtiges Recycling verbraucherfreundlich auf Verpackungen angeben.