Rezyklat-Ziele geraten ins Stocken

Konsumgüterriese Henkel hat im Jahr 2022 weniger Geld verdient, aber preisbedingt deutlich mehr Umsätze gemacht. Beim Rezyklateinsatz in Verpackungen gingen die Zahlen herunter. Das wird deutlich, wenn man den aktuellen Nachhaltigkeitsbericht mit dem aus dem Vorjahr vergleicht.

Persil-Hersteller Henkel verzeichnet für 2022 einen Ergebnisrückgang. Der bereinigte Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) fiel um 13,7 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro, teilte der Konsumgüterkonzern am 7. März mit. Unter dem Strich erzielte Henkel einen Jahresüberschuss von 1,3 Milliarden Euro. Das sind rund 23 Prozent weniger als im Vorjahr. Das ist damit der geringste Gewinn seit mehr als einem Jahrzehnt.

Das Unternehmen kämpfte 2022 mit Mehrkosten für Fracht, Rohstoffe und Energie in Höhe von zwei Milliarden Euro, so viel wie zwischen 2010 und 2020 zusammen. Gleichzeitig kauften viele Verbraucher angesichts der Inflation weniger Henkel-Produkte. So sank die Gewinnmarge auf 10,4 Prozent. Der Konzernumsatz erreichte im Geschäftsjahr rund 22 Milliarden Euro. Dies entspricht einem nominalen Wachstum von 11,6 Prozent.

Henkel hat in diesen Tagen auch seinen 32. Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht. Darin informiert der Konsumgüterkonzern über seine Leistungen und Fortschritte bei der Umsetzung seiner Nachhaltigkeitsstrategie und -ziele. „Es gibt wohl kaum ein Jahr in der jüngeren Geschichte unseres Unternehmens, in dem die Rahmenbedingungen insgesamt so herausfordernd waren“, sagte Carsten Knobel, Vorstandsvorsitzender von Henkel anlässlich der Veröffentlichung des Nachhaltigkeitsberichtes. Doch gerade in schwierigen Zeiten sei es umso wichtiger, Nachhaltigkeit fest im Blick zu behalten.

Reyzklat-Anteil geht zurück

Henkel arbeite weiter daran, Verpackungsmaterialien, insbesondere für seine Konsumgüter, zu vermeiden, zu reduzieren und so lange wie möglich in den Wirtschaftskreisläufen zu erhalten, betont das Düsseldorfer Unternehmen. Bis 2025 sollen 100 Prozent der Verpackungen für die Wiederverwendung und das Recycling konzipiert sein. 2022 konnte der Anteil um lediglich einen Prozentpunkt auf rund 87 Prozent gesteigert werden. Ende 2021 lag der Anteil bereits bei 86 Prozent. Henkel will außerdem den Anteil an recyceltem Kunststoff in seinen Konsumgüterverpackungen erhöhen, ist diesem Ziel aber nicht näher gekommen. 2022 lag der Anteil an Rezyklat bei rund 16 Prozent. Dies ist ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahr. Denn laut vergangenem Nachhaltigkeitsbericht lag der Rezyklat-Anteil bei 18 Prozent.

In Europa 30 Prozent Rezyklat

Auf Anfrage von Packaging 360° erklärte eine Unternehmenssprecherin die Ursachen des Rückgangs: „Hochwertiges Rezyklat ist in der Qualität, wie Henkel sie als global agierender Konsumgüterhersteller benötigt, in der aktuellen Wettbewerbssituation derzeit nicht in ausreichenden Mengen erhältlich, insbesondere nicht weltweit.“ Derart hohe Preise für Premium-Rezyklat, wie es Henkel einsetze, hätte das Unternehmen nicht an die Kunden weitergeben können. „Zudem haben wir einen Rückgang der Verkaufsmengen bei unseren Marken mit hohem Rezyklatanteil verzeichnet.“ Die Sprecherin betonte, dass die Angabe von 16 Prozent sich auf den weltweiten Einsatz von Rezyklat beziehe. „Je nach Region und Recycling-Infrastruktur kann dieser Anteil stark variieren. In Europa zum Beispiel setzen wir für die Verpackungen unserer Konsumgüter bereits fast 30 Prozent Rezyklat ein.“

Bis 2025 möchte Henkel auch sein Abfallvolumen um 50 Prozent pro Tonne Produkt im Vergleich zum Jahr 2010 reduzieren. 2022 konnte das Unternehmen eine Reduktion um 43 Prozent verzeichnen. Bis 2030 strebt Henkel eine Kreislaufbewirtschaftung von Abfallstoffen in seiner Produktion an.

Auch beim Schutz von natürlichen Ressourcen hat Henkel im vergangenen Jahr Fortschritte erzielt, heißt es in dem Bericht. Als Teil seines Lieferantenmanagements arbeitet das Unternehmen mit ausgewählten strategischen Lieferanten zusammen, um die Beschaffung nachhaltiger Rohstoffe zu gewährleisten. Im Jahr 2022 konnte Henkel beispielsweise die Rückverfolgbarkeitsquote für palmbasierte Rohstoffe bis zur Mühle von 84 auf 89 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erhöhen.

von Anna Ntemiris

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