„Sicherheit und Hygiene spielen wieder eine Rolle“

Winfried Batzke, Geschäftsführer, Deutsches Verpackungsinstitut (dvi) über die größten Auswirkungen der Corona-Krise, drohende Lieferengpässe, die Perspektive der Unverpackt-Läden und die Messeplanung 2020/2021.

Wo sehen Sie die größten Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Branche, bietet sie auch Chancen?

Die Auswirkungen sind noch nicht absehbar. Kurzfristig profitieren Teile der Verpackungsindustrie sicher durch die erhöhte Nachfrage und durch den Onlinehandel. Sollten wir, wie prognostiziert, in eine Rezession schlittern, wird das aber voraussichtlich ähnliche Probleme bringen, wie in der Finanzkrise 2009. Damals wurden Verpackungen für Industriegüter über einen längeren Zeitraum deutlich weniger nachgefragt.

Stimmt es, dass es im Handel zu Engpässen bei Obst- und Gemüse kommt, weil es an Verpackungen mangelt?

Dazu fehlen mir leider Informationen. Deutlich wird aber gerade in dieser Situation, wie wichtig Verpackungen nicht nur für Schutz und Transport der Produkte oder Verbraucherinformationen sind. Sicherheit und Hygiene spielten in der öffentlichen Diskussion vor der Corona- Krise kaum noch eine Rolle. Jetzt sieht man, dass Verpackungen kein Selbstzweck sind, sondern sehr viele wichtige Aufgaben erfüllen.

Bedeutet Corona das Ende für Unverpackt-Läden?

Das glaube ich nicht, zumal auch in Unverpackt-Läden die wenigsten Produkte wirklich unverpackt sind. Der Begriff ist ja zum größten Teil eher eine Mogelpackung. Die meisten Waren werden verpackt angeliefert und werden vom Verbraucher auch im Laden gern wieder verpackt. Der Verpackungsprozess wird lediglich von der Industrie auf den Verbraucher verlagert. Dass es dabei zu hygienischen Lücken kommen kann, wird in der heutigen Situation und hoffentlich auch langfristig wieder stärker hinterfragt werden.

Wie schätzen Sie die Messeplanung 2021 ein – werden sich Verbände und Unternehmen auf einige wenige Messen konzentrieren? Wenn ja, auf welche?

Die Vielzahl an Messen, die in den Herbst/Winter oder in das kommende Frühjahr verschoben wurden, macht es Verbänden und Unternehmen sehr schwer, die vorhandenen Ressourcen richtig einzusetzen. In dieser Situation wird sich jeder auf seine wichtigsten Märkte und Zielgruppen konzentrieren müssen. Aus meiner Sicht muss man damit rechnen, dass das globale Engagement wieder etwas zurückgefahren wird. Welche Messen dabei für jeden am besten geeignet sind, lässt sich pauschal kaum beantworten. Da kann ich auch keine Empfehlungen abgeben.

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