Gut getrackt

Die Anforderungen an Verpackungen haben sich in den vergangenen Jahren deutlich gewandelt. Vor allem das starke Wachstum des Online-Handels und das alles überragende Thema der Nachhaltigkeit verlangen neue Lösungen in der Verpackungslogistik.

Das digitale Wasserzeichen versteckt sich unsichtbar für den Kunden im Farbdruck der Verpackung. HolyGrail 2.0 nennt sich das Konzept, das der Konsumgüterhersteller Procter & Gamble gerade testet. Das Wasserzeichen soll später die Sortierung von Kunststoffverpackungen für das Recycling leichter machen. „Verpackungen sind Ressourcen und in der Nutzung weit mehr als schlichte Umverpackung von Produkten“, sagt Ingo Schimmelpfennig, Geschäftsführer Produktion & Logistik bei Procter & Gamble. Digitalisierung hilft dabei, diese Ressourcen besser zu nutzen – und auch die Logistik besser zu machen. Schimmelpfennig nennt die Herausforderungen: Es sind die Reduzierung von teurer werdender Kartonage bei gleichzeitig bessere Auslastung von Paletten oder anderen Warenträgern, ganz besonders aber von Lkw, Lägern und Stellplätzen.

Deshalb nutzt Procter & Gamble inzwischen smarte Mehrweg-Transportverpackungen. Statt diese nur zum Transport vom Hersteller zum Handel zu verwenden, dienen sie zukünftig mittels QR-Code und RFID-Technologie als Informationsquelle. „So erhält man unter anderem Informationen darüber, wie schnell sich Produkte drehen, ohne dass man Point-of-Sale-Daten benötigt“, erklärt Schimmelpfennig

Was Verpackungen leisten müssen, befindet sich im Umbruch. Ein wichtiger Grund sind die Konsumentinnen und Konsumenten. Diese hätten immer höhere Anforderungen an Verpackungen, stellt Dr. Kai Hudetz, Geschäftsführer des Instituts für Handelsforschung (IFH) Köln (Archivfoto), fest. „Es soll so wenig Verpackung wie möglich sein. Die Verpackung soll nachhaltig sein, sie soll weiterhin die Ware schützen, die Hygiene soll beachtet werden und dann soll es auch noch schön aussehen, ohne dass zusätzliche Kosten entstehen.“

Aber nicht nur die Anforderungen der Kundinnen und Kunden haben sich gewandelt, auch der Markt als Ganzes. Nach Angaben des IFH Köln ist der Online-Handel in Deutschland von 2019 auf 2020 um 23 Prozent gewachsen. Zwischen 2020 und 2021 waren es noch einmal 19,1 Prozent. Auch das verändert die Ansprüche an die Verpackung und an deren Entsorgung. Um dem anhaltenden Trend zur Nachhaltigkeit gerecht zu werden, müssen Verpackung und Logistik noch stärker als bisher gemeinsam gedacht werden.

Digitale Technologien können dabei helfen, die neuen Anforderungen zu meistern. „Was wir Anfang der 2000er noch als Zukunftsvision formulierten, ist heute längt Realität“, weiß Hudetz. „Tracking bringt bisher unbekannte Transparenz darüber, wo sich Produkte gerade befinden. Das ist wichtig, um Lieferketten abzubilden.“ Viele Konsumenten wollen zudem wissen, ob sich ein Unternehmen bei der Produktion auch an nachhaltige Standards gehalten hat, ökologische Belange bedacht wurden und Kinderarbeit ausgeschlossen ist. „Hierbei kann die Digitalisierung helfen und online Zusatzinformationen bereitstellen“, sagt Hudetz. Die Technik hierfür sei längst vorhanden. „QR Codes sind seit der Pandemie etabliert. Zertifikate können über eine fälschungssichere Blockchain abgelegt werden.“

Skalierung durch Partnerschaften und Standardisierung

Für Schimmelpfennig ist es auch sinnvoll, skalierbare Strukturen am Markt aufzubauen. „Den größten Hebel hat man, wenn man in Partnerschaften zusammenarbeitet.“ P&G kooperiert daher bei vielen Technologiethemen mit namhaften Instituten und unabhängigen Organisationen wie dem Fraunhofer Institut, der GS1 und diversen Universitäten. „Bei der Handelslogistik sollte aufgrund der knapper werdenden Ressourcen von Mensch und Material noch mehr gemeinsam in Richtung Technologie in Verbindung mit Nachhaltigkeit gearbeitet werden“, fordert Schimmelpfennig. Auch heute noch gebe es Unternehmen, die Investments und Umsetzung von innovativen Standards in eine nachhaltige Zukunftsstrategie scheuten. Dies verlangsame teilweise die Ausrollgeschwindigkeit, trotz der durch die GS1 gesetzten Standards. „Dennoch: Wir setzen weiter auf Partnerschaften und wir sehen auch in vielen Bereichen, dass wir gemeinsam vorankommen.“

von Henning Zander

Was ist eigentlich …

 … Radio Frequency Identification? RFID bedeutet frei übersetzt „Funkerkennung“. Über die Technik werden Messwerte drahtlos übertragen. Es braucht hierfür einen RFID-Transponder und ein Lesegerät. (Quelle: Industry of Things)

 … QR? Ein QR-Code ist zweidimensionaler Barcode, in dem Informationen durch schwarze und weiße Punkte (Datenpixel) dargestellt werden. (Quelle: GoQR)

 … Blockchain? Fälschungssichere, verteilte Datenstrukturen, in denen Transaktionen in der Zeitfolge protokolliert, nachvollziehbar, unveränderlich und ohne zentrale Instanz abgebildet sind. (Quelle: Bafin)

 … Internet of Things (IoT)? Das Internet der Dinge ist ein Netzwerk von mit dem Internet verbundenen Geräten, die eingebettete Sensordaten zur zentralen Verarbeitung an die Cloud übermitteln. (Quelle: Microsoft)

 … Low Power Wide Area Networks? LPWAN ist eine Technologie, die batteriebetriebene Geräte mit geringer Bandbreite und geringen Bitraten über lange Distanzen verbindet. (Quelle: Computer Weekly)

 

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