Kaffeekapseln sind umkämpft
Kaffeekapseln polarisieren: Die einen wollen auf die schnelle, heiße Einzelportion nicht verzichten, die anderen verweisen auf den Müll. Und Kaffeekapseln sind umkämpft. Start-up-Unternehmen bieten kompostierbare Kapseln an und dies zu günstigeren Preisen als die Markenhändler. Das versetzt die wachsende Branche in Aufruhr.
Kaffee aus der Kapselmaschine ist schnell zubereitet und sehr beliebt. Doch die Behälter aus Aluminium und Plastik landen nach dem Brühen im Müll – allein in Deutschland sind es täglich acht Millionen. Das Start-up-Unternehmen UniCaps hat eine Kapsel aus nachwachsenden Rohstoffen entwickelt und befüllt sie mit Kaffee und Tee aus biologischem Anbau. Für diese nachhaltige Idee wurde das Brandenburger Unternehmen mit dem Award der KfW „Gründen 2019″ ausgezeichnet.
Die Marke „My-CoffeeCup“ ist inzwischen in vielen Supermärkten zu kaufen. Das Besondere: Die Kapseln sind umweltfreundlich. Sie bestehen aus Stärke und Glukose sowie Lignin, einem Reststoff aus der Papier- und Holzverarbeitung, und sind damit vollständig kompostierbar. Unter idealen Bedingungen verrotten sie nach rund 30 Wochen. Im Hausmüll werden sie verbrannt, ohne dabei Schadstoffe auszustoßen.
Dirk N. Tillmann, der UniCaps 2016 zusammen mit Max Sandherr gegründet hat, kennt seine Zielgruppe: 15 Prozent der Deutschen besitzen eine Nespresso-Kapselmaschine. Mit den herkömmlichen Kapseln hätten jedoch immer mehr Nutzer ein Gewissensproblem. „Was uns angetrieben hat, ist die Suche nach einer Alternative für die Marktführer Nespresso und Nescafé Dolce Gusto. Die Geräte sind auf dem Markt und werden benutzt. Wir möchten nicht missionieren, aber wenn wir Bestehendes besser machen können, dann ist viel gewonnen“, so Tillmann.
Die Entwicklung der Kapseln war aufwendig und dauerte zwei Jahre. Zunächst stand die Abfüllung von Tee im Mittelpunkt. „Das war eine komplexe technische Aufgabe, schließlich soll der Tee in 30 Sekunden so viel Aroma entfalten, als hätte er fünf Minuten gezogen“, erläutert Tillmann. „Unser Geheimnis ist das schonende Brechen der Teeblätter zur Vergrößerung der Oberflächen. So geben sie die Aromen und ätherischen Öle frei.“ Der schnelle Tee kam mit einer groß angelegten Marketingkampagne 2017 unter dem Namen „My-TeaCup“ auf den Markt. Sie war so erfolgreich, dass UniCaps nach Kaffee in Bio-Kapseln gefragt wurde. Heute hat sich die Produktion vervierfacht, Kaffee macht nun den größeren Anteil aus.
Konkurrenz um Bio-Kapseln
Auch das Bremer Start-up-Unternehmen Ethicaps will den Markt für Nespresso-kompatible Kaffeekapseln mit nachhaltigen Verpackungslösungen zu günstigen Preisen erobern. Seit Dezember 2019 verkauft Ethicaps die Kapseln an Online-Kunden. Unicaps hat den Mitbewerber abgemahnt. Begründung: Der Verbraucher werde in die Irre geführt und die Werbung gegenüber dem Handel sei rechtswidrig. Ethicaps zeigt sich gelassen, man werde in der Branche eben als Bedrohung wahrgenommen, heißt es.
In Österreich prescht der Discounter Hofer, Teil der Unternehmensgruppe Aldi Süd, in Sachen nachhaltigen Kapseln vor: Hofer bietet seinen Kunden jetzt unter der Bio-Eigenmarke „Natur aktiv“ eine biologisch abbaubare Verpackungsalternative ohne Aluminium und konventionelles Plastik an. Die TÜV-Austria-zertifizierten Kapseln werden überwiegend aus biobasierten, erneuerbaren Rohstoffen hergestellt und können am Heimkompost entsorgt werden, teilt das Unternehmen mit. Die Bio-Polymer-Kapseln werden aus Sonnenblumenschalen, den stärkebasierten Biokunststoffen PBS und PBSA sowie aus zu 100 Prozent natürlichem, mineralischem Füllstoff hergestellt. Gefüllt sind die für Nespresso-Maschinen geeigneten Kapseln mit UTZ-zertifiziertem Bio-Kaffee in verschiedenen Sorten. 35 Prozent der Österreicher kaufen laut der Gesellschaft für Konsumforschung ihren Kaffee in Kapselform.