Kreislaufwirtschaft in Pharmabranche ist möglich
In Sachen nachhaltiges Verpacken von Arzneimitteln hat der Gesetzgeber den Pharmaunternehmen enge Grenzen gesetzt. Kreislaufwirtschaft ist in der Arzneimittelbranche schwer, aber nicht unmöglich.
Bei „Primärverpackungen“ von Pharmaverpackungen gibt es etliche Anforderungen etwa an Stabilität und klimatische Bedingungen, die häufig keine nachhaltige Verpackung und damit kein Recycling ermöglichen. Selbst bei Sekundärverpackungen (wie dem Umkarton des Arzneimittels) ist eine Änderung der Verpackung durch die Behörden freizugeben und deshalb sehr aufwendig.
Anders sieht es bei Life-Science-Produkten aus. Hier hat der Darmstädter Pharma-Konzern Merck im Rahmen seiner nachhaltigen Verpackungsstrategie beispielsweise ein Programm zur Substitution von Styropor durch Formteile aufgelegt. Damit sie während des Transports nicht zerbrechen, wurden in der Vergangenheit Reagenzflaschen aus Glas mit Formteilen aus expandiertem Polystyrol (EPS), auch bekannt als Styropor®, gesichert. Das gilt zwar als hervorragendes Puffermaterial, ist aber aus nicht erneuerbaren Petrochemikalien hergestellt und, wie Merck befand, schwer zu recyceln.
Formteile aus Faserstoff hingegen lassen sich mit anderen Papiermaterialien recyceln und für Lagerung und Transport kompakt zusammenpressen. Nunmehr werde EPS weitestmöglich durch Formteile aus Zellulose- und Recyclingpapierfasern substituiert: Indem mittlerweile einige der Flaschen von Merck im 4×4-Liter-, 4×2,5-Liter- und 6×1-Liter-Versandkarton entsprechend geschützt werden, würden jährlich etwa zwei Millionen EPS-Formteile ersetzt. Insgesamt habe Merck 2018 etwa 669 Tonnen Verpackungsmaterial aus Faserstoff genutzt. Für den Versand anderer Flaschengrößen würden derzeit Sicherheitstests neuer Faserteile durchgeführt.
Kreislaufwirtschaft im besten Sinne betreibt Merck bei der Lieferung von Lösungsmitteln, die für die präparative Chromatografie benötigt werden: Hier kommen wiederverwendbare Edelstahlbehälter zum Einsatz. Die Kunden senden die restentleerten Behälter an Merck zurück, wo sie fachgerecht gereinigt und wiederverwendet werden. Derzeit seien in Europa etwa 32.000 dieser serialisierten Edelstahlbehälter im Umlauf. Die Rücklaufquote betrage rund 90 Prozent.