Luft muss aus dem Paket

Für Uwe Streiber, Leiter Verpackungsmanagement bei Zalando SE, ist gutes Packaging  mehr als nur ein Karton, der zum Kunden geht.

Wenn Sascha Lobo davon spricht, er wolle von seinem Paket begrüßt werden, können Sie nachvollziehen, was er damit meint?

Ich glaube, der Satz zielt auf verschiedene Ebenen ab. Einmal im reinsten Wortsinne: Der Kunde öffnet sein Paket und wird persönlich angesprochen. Damit haben wir in der Vergangenheit ebenfalls schon experimentiert. Den Sendungen lagen dann Grußkarten für den Empfänger bei. Die andere Ebene ist sicherlich, dass der Kunde bereits beim Abholen seiner Sendung oder bei der Zustellung an der Haustür sofort erkennt, dass seine Sendung gekommen ist. Und mit einem Blick sieht, wer der Absender ist, sich also auf das Auspacken freuen kann. Gerade im Fashion-Segment, in dem wir ja tätig sind, haben die jüngeren Konsumenten den Anspruch, etwas Besonderes haben zu wollen. Und da sind wir natürlich daran interessiert, uns von der Masse der braunen Pappkartons abzusetzen. Unsere markante weiße Verpackung sticht schon heraus.

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Welchen Stellenwert hat Verpackung bei Zalando neben dem Marketingaspekt?

Im Gesamtkontext eines Unternehmens stellen Verpackungen gegenüber Ware­housing oder Logistikprozessen von der Bedeutung eher eine Nische dar. Bei uns sind sie aber gerade im Zusammenhang mit der Kundenzufriedenheit ein wichtiges Thema. Wir sehen uns als ein extrem auf den Kunden fokussiertes Unternehmen. So ermitteln wir natürlich auch regelmäßig die Zufriedenheit der Kunden mit der Bestellabwicklung. Ginge es uns jetzt ausschließlich nur um das Sparen von Kosten oder die Erhöhung unserer Profite, könnten wir es uns einfach machen und auf unsere aufwendig gestaltete und produzierte Verpackung verzichten. Das tun wir aber ganz bewusst nicht. Die Kundenzufriedenheit zeigt sich gerade an kleineren Details. So sollen die Kunden Verpackungen ohne Schere oder Messer öffnen können. Oder denken Sie an Retouren. Unsere Kunden sollen die bestellten Artikel in Ruhe ausprobieren können, also ist es für uns wichtig, dass die Verpackung auch ohne Hilfsmittel verschlossen werden kann, um den Weg zurück zu uns zu finden. So falsch kann unser Weg nicht sein. Aus dem Markt hören wir, dass andere Unternehmen und Start-ups bewusst bei Verpackungsherstellern anfragen, ob die Möglichkeit besteht, unser Packaging zu nutzen.

Apropos Hersteller: Welche Anforderungen hat ein Digital-Commerce-Unternehmen wie Zalando an seine Dienstleister im Bereich Packaging? Was muss ein Produzent mitbringen, wenn er hier mitspielen will?

Da bewegen wir uns in einem klassischen Dreieck, das aus Zeit, Kosten und Qualität besteht. Die Verpackung muss ja nicht nur dem Kunden gefallen, sondern in erster Linie sauber beim Kunden ankommen, also alle Prozesse – Lagerung, Umschlag und Transport – überstehen. Stichwort „Box Compression Test“. Wir brauchen also Hersteller, die einen hohen Anspruch gerade bei der Produktion und den Materialien haben und uns eine gleichbleibende Qualität liefern können. Und das natürlich zu für uns attraktiven Kosten. Um Ihnen eine Vorstellung davon zu liefern: Im vergangenen Jahr haben wir den Flächeninhalt von 10.000 Fußballfeldern an Wellpappe benötigt. Und wir wollen ja weiter wachsen, unser Bedarf nimmt also noch weiter zu. Die Rohstoffkosten sind dabei für uns ein wichtiger Gesichtspunkt, den wir gemeinsam mit unseren Partnern vertraglich sauber abbilden müssen.

In unserem Geschäftsmodell spielt Zeit eine wichtige Rolle. Wenn der Kunde am Donnerstag bestellt, dann soll die Ware noch am Samstag bei ihm sein. Und diesen Anspruch haben wir auch bei der eigenen Beschaffung. Kurze Lieferzeiten und kurze Lieferfristen sind für uns enorm wichtig. Deswegen bevorzugen wir ein regionales Sourcing. Hier ist die Industrie in Deutschland allerdings gut aufgestellt. Unternehmen, die planen, verstärkt mit Digital-Commerce-Händlern zusammenzuarbeiten, sollten auf jeden Fall ihre Prozesse unter die Lupe nehmen und sich fragen, ob ihr Angebot im Zweifel mit dem Händler mitwachsen kann. Das gilt vor allem, wenn der Händler so hohe Ansprüche an das Feature-Set der Verpackung hat wie wir.

Wie sehen Sie die Zukunft der Verpackung?

Das wird ganz klar in Richtung Automatisierung gehen. Egal, wo Sie sich umschauen. Sie sehen aktuell noch in allen Fulfillment-Centern einen hohen manuellen Aufwand, etwa beim Auffalten der Kartonagen und dem Verkleben. Hier werden alle Player nach Wegen suchen, um die Aufwände zu reduzieren. Eine der großen Herausforderungen und Fragen, die in der nächsten Zukunft zu klären sind, wird sein, wie wir den Anteil der Luft in den Paketen reduzieren, sich die Sendungen also nach Möglichkeit auf die Größe der tatsächlich verschickten Produkte verkleinern lassen. Denn der aktuelle Zustand treibt die Carrier immer weiter an die Belastungsgrenze. In den USA erwehren sich diese teilweise bereits mit der Abrechnung über Volumengewicht. Das würde viele Händler ins Schleudern bringen.

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