Blickwinkel aus Industrie und Forschung
Swantje Eissing ist Business Development Manager Packaging am Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV) in Freising. Sie forscht mit ihren Kolleginnen und Kollegen an der Verpackung der Zukunft. Eine Herausforderung sieht sie in der Lebensmittelbranche.
Das Fraunhofer IVV in Freising bei München ist bekannt für seine Expertise im Bereich der Verpackung, aber auch im Lebensmittelbereich. Die Schutzfunktion der Verpackung für Lebensmittel spielt deshalb eine große Rolle in den Betrachtungen der Forschenden und ist einer der Schwerpunkte. Lebensmittelsicherheit, Verpackung und Nachhaltigkeit gehen dabei Hand in Hand. „Nachhaltigkeitsaspekte beinhalten für uns auch die Haltbarkeit von Lebensmitteln, die durch Verpackungen gewährleistet wird. So können Lebensmittelverluste reduziert werden“, erklärt Swantje Eissing. Als Geschäftsfeldmanagerin für den Bereich Verpackung am Fraunhofer IVV verantwortet sie seit über einem Jahr eine zentrale Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Industrie. Zuvor war Eissing bei Markenartiklern in der Lebensmittelindustrie in der Forschung und Entwicklung tätig. „Dadurch kann ich die Bedürfnisse der Industrie sehr gut mit der Forschung verknüpfen“, sagt sie.
Das Forschungsfeld im Fraunhofer IVV ist gerade wie die gesamte Verpackungsbranche stark vom Thema Nachhaltigkeit geprägt. „Sowohl Konsumenten als auch Handel und Politik haben darauf in den letzten Jahren einen starken Fokus gerichtet und somit einen Megatrend angestoßen. In der Materialentwicklung gehen wir insbesondere die Themen Recyclingfähigkeit von Materialien und Rezyklateinsatz an. Dabei konzentrieren wir uns ganz speziell auf die Substitution von Multilayer-Kunststoffen durch Monomaterialien“, erklärt die Verpackungsingenieurin.
Verpackungen sollen den Weg für „Mehrweg im weitesten Sinne ebnen“, fordert Eissing. Damit meint sie nicht solche Verpackungen, die gegen Pfand wieder zurückgegeben werden, sondern den Mehrweg im Bereich des Materialeinsatzes, also der Kreislaufwirtschaft. „Die gesamte Wertschöpfungskette ist im Moment in einer Transformation. Es bedarf der engen Abstimmung aller einzelnen Teilnehmer. Hersteller, Verpacker und Recycler müssen sich über die zu verwendenden Materialien austauschen. Der Anwender muss Materialien einsetzen, mit denen der Recycler wieder etwas anfangen kann. Die Recycler wiederum müssen das Material so sortieren und aufbereiten, dass am Ende wieder ein gutes Ausgangsmaterial für die Hersteller entsteht“, so Eissing. Gerade bei der Sammlung und Sortierung von Materialien, die dann wieder als Verpackungsmaterialien verwendet werden können, gibt es noch große Unterschiede in den Technologien und Möglichkeiten. Das macht eine einheitliche Betrachtung europaweit schwierig.
Die Lebensmittelbranche gehört nach Auffassung von Swantje Eissing zu den Bereichen, die den größten Herausforderungen im Bereich Nachhaltigkeit von Verpackungen gegenübersteht. „Das liegt nicht daran, dass die Branche nicht will, es ist vielmehr den speziellen Anforderungen an Lebensmittelverpackungen geschuldet. Aspekte wie Lebensmittelsicherheit und Gesetze setzen klare Anforderungen und auch Grenzen. Das in Einklang zu bringen, ist woran wir am Fraunhofer IVV forschen.“