Renaissance der Getränkedose
Nachdem sie durch ein tiefes Tal der Tränen gehen musste, feiert die Getränkedose jetzt ein glamouröses Comeback. Kaum ein Hersteller will auf diese Verpackung verzichten. Kein Wunder, gilt sie doch gleichermaßen als sehr nachhaltig und extrem trendig.
Getränke aus der Dose liegen voll im Trend, generell nimmt im Bereich der Erfrischungsgetränke und Mineralwässer die Verbreitung von Einweggebinden zu. Grund ist laut Hans-Böckler-Stiftung eine Kombination aus den Anforderungen des Handels, den wirtschaftlichen Überlegungen der Getränkehersteller und dem Einkaufsverhalten der Verbraucher, die sich häufig an Kriterien wie Convenience, Gewicht und Preis orientieren.
Das Gewicht ist einer der am häufigsten genannten Faktoren für die Renaissance der Dose. Hersteller wie thyssenkrupp Rasselstein entwickelten in den letzten Jahrzehnten Verpackungsstähle, deren Eigenschaften trotz immer dünneren Materials unverändert blieben. Heute kann die Wandstärke einer 0,33-Liter Stahldose lediglich 0,065 Millimeter (65 μ) betragen, das ist dünner als ein menschliches Haar, und macht die Dose leichter. Weil unter anderem die Bodengeometrien der Dose optimiert wurden, werden trotz dünnerer Blechdicke die Stabilitätsanforderungen erfüllt. Perspektivisch seien weitere Reduktionen möglich, sagt Carmen Tschage, Head of Communications and Market Development bei thyssenkrupp Rasselstein: „Weitergehende Dickenabsenkungen werden eher von der Anlagentechnik limitiert als vom Potenzial des Stahls.“
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Wog eine 0,33-Liter-Dose aus Stahl 1985 noch 30 Gramm, wiegt sie heute zwischen 19 und 21,5 Gramm. So können nicht nur pro Tonne Weißblech mehr Dosen produziert werden, damit weist die Getränkedose im Getränkemarkt das beste Verhältnis von Produkt zu Verpackung auf, wie Stephan Rösgen, Geschäftsführer des Forums Getränkedose betont: „Es entfallen nur etwa 3 Prozent des Gewichts auf die Verpackung und 97 Prozent auf das Produkt. Ein Lkw mit Getränkedosen transportiert im Schnitt die doppelte Menge an Flüssigkeiten gegenüber dem Transport von Flaschen.” So würden nicht nur die Transportkosten verringert, sondern auch der CO2-Ausstoß: Er sei, so heißt es bei Coca-Cola, um durchschnittlich 57 Prozent geringer als bei Getränkeverpackungen aus PET oder Glas.
Es kommt nicht von ungefähr, dass man bei thyssenkrupp Rasselstein den Materialvergleich sehr offensiv angeht: „In Zeiten der Diskussion um Mikroplastik ist es eine der größten Herausforderungen, den Einsatz kreislauffähiger Verpackungswerkstoffe voranzutreiben“, so CEO Dr. Peter Biele. „Millionen Tonnen Kunststoffabfälle schwimmen bereits heute weltweit in den Ozeanen und werden Bestandteil unserer Nahrungsketten. Demgegenüber spricht die hohe stoffliche Verwertung von Weißblech eine deutlich andere Sprache.“ Stahl sei das Verpackungsmaterial mit der höchsten Recyclingrate überhaupt, bereits 2016 wurde es in Deutschland zu 90,8 Prozent wiederverwertet.
Doch Dosen aus Aluminium sind ungleich beliebter. Dass sie einen Marktanteil von 80 Prozent haben, erklären Branchenexperten mit der zusätzlichen Gewichtsersparnis. Eine Halbliterdose aus Aluminium wiegt nur noch 15 Gramm, das sind 45 Prozent weniger als 1978. Doch das macht die Alu-Dose trotzdem nicht zum Paradebeispiel für Nachhaltigkeit: Die Energie- und CO2-Bilanz bei der Primärproduktion von Aluminium ist deutlich schlechter im Vergleich zum Verpackungsstahl.
Entsprechenden Einwänden wird mit dem Hinweis auf die deutlich besseren Werte beim Recycling begegnet: Werde Sekundäraluminium aus Aluminiumschrott gewonnen, werden nur etwa 5 Prozent der für die Primärproduktion eingesetzten Energie benötigt (siehe Kasten). Und Aluminiumschrott gibt es Dank des Pfandsystems zur Genüge: Nach eigenen Aussagen erfüllt die Aluminiumverpackungsindustrie mit einer Recyclingquote von rund 90 Prozent bereits die im Verpackungsgesetz für 2019 festgelegte Marke von 80 Prozent und ist der für 2022 fixierten Quote von 90 Prozent bereits recht nahe.