94 Unternehmen kooperieren im Verpackungscluster Südniedersachsen

Die Verpackungsmaschinenbauer in Südniedersachsen öffnen ihr Netzwerk auch für branchenfremde Unternehmen. Der „bunte Haufen“ generiere Geschäfte und spart durch Gemeinschaftseinkäufe Kosten.

Während die süddeutschen Verpackungsmaschinenbauer in einer geplanten Cluster-Fusion noch enger zusammenrücken, die in Mittelhessen mit der Auflösung des Verpackungsclusters auseinanderrückten, haben sich Unternehmen in Südniedersachsen für einen anderen Weg entschieden. Das 2006 gegründete Verpackungscluster Südniedersachsen hat 94 Mitgliedsunternehmen mit insgesamt 11.000 Mitarbeitern und ist in erster Linie eine Einkaufsgemeinschaft. Und nur die Hälfte der Mitglieder ist in der Verpackungsbranche tätig. „Wir haben uns für branchenfremde Unternehmen und Dienstleister geöffnet“, sagt Roland Marx, Geschäftsführer Verpackungscluster Südniedersachsen e. V. Zielsetzung sei die Vernetzung der Firmen, um neue Kunden zu gewinnen und um Dienstleister in der Region kennenzulernen. „Wenn jemand zum Beispiel sein Warenwirtschaftssystem austauschen möchte, kann er die Mitglieder nach ihren Erfahrungen damit fragen.“

Gemeinsame Workshops und Netzwerkveranstaltungen zu Themen wie Digitalisierung stehen ebenso im Fokus. Unternehmen können bei bis zu 14 Einkaufsprojekten mitmachen. Es gibt beispielsweise Rahmenverträge mit Mietwagen- oder Firmenwagen-Händlern, von denen die Mitgliedsfirmen mit besseren Konditionen profitieren können. Auch der Stromeinkauf oder Paketversand wird gemeinsam abgewickelt. Jeder zahlt seine Rechnung selbst, spart aber durch den Gemeinschaftseinkauf Kosten. Vorbild sei das genossenschaftliche System, erklärt Marx. „Viele haben ihren Jahresmitgliedsbeitrag durch die Einsparungen in den Einkaufsprojekten schon raus.“

Unternehmer kaufen gemeinsam ein

Ehrenamtlicher Vorstandsvorsitzender des Clusters ist derzeit Thomas Schiewe, Geschäftsführender Gesellschafter der Firma TopStrap GmbH in Northeim. Die Verpackungsunternehmen sind aktive Mitglieder, die anderen passive. Alle haben die gleichen Rechte und Pflichten; Mitglieder zahlen je nach Mitarbeiterzahl zwischen 750 und 1.750 Euro an Jahresbeiträgen. So wird der laufende Betrieb des Vereins, der seit zehn Jahren ohne öffentliche Förderung auskommt, unter anderem finanziert. Allerdings dürfen nur die aktiven Mitglieder strategische Veränderungen beschließen. Zudem hat das Cluster Südniedersachsen eine Bildungsakademie, die Seminare für Auszubildende, Mitarbeiter und Führungskräfte anbietet. Wenn der Verein manchmal als „bunter Haufen“ bezeichnet werde, könne er entgegenhalten, dass diese Struktur Geschäfte generiere, so Marx. Ein Beispiel: Ein Unternehmen meldet sich beim Clustermanagement, um nach Herstellern von nachhaltigen Verpackungen zu fragen. Marx sendet die Anfrage anonym an alle Mitglieder, die Antworten werden nach Absprache mit den Beteiligten weitergeleitet.

Das Verpackungscluster kooperiert mit dem Metallverarbeitungs-Cluster Waldeck-Frankenberg in Nordhessen, dort ist Marx ebenfalls Geschäftsführer. Viele Metaller seien Dienstleister für Verpackungsmaschinenbauer, daher sei eine Vernetzung von Vorteil. Zudem kooperiert das Verpackungscluster mit einem Zusammenschluss von zwölf Naturkost-Großhändlern „Die Regionalen“, die viele Verpackungsmaterialien mittlerweile in Südniedersachsen einkaufen. Andere „Cross-Clustering-Modelle“ hingegen seien gescheitert. „Ich glaube, das liegt eher an der Wettbewerbssituation zwischen den Clustermanagements, nicht an den Unternehmen.“

von Anna Ntemiris

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