Glasklar für Mehrwegsysteme
„Re-Use als Erfolgskonzept für Nachhaltigkeit“: So lautete das Thema eines Forums in der PACKBOX. Experten präsentierten Ideen und Praxis-Beispiele für die Verpackung der Zukunft, darunter Glas-Mehrwegsysteme und ein digitales System für Edelstahlschalen.
Funktioniert das Mehrwegsystem in Deutschland reibungslos, und was bedeutet es für die Umweltbilanz? Diese Frage stellte Peter Désilets, Geschäftsführer der Pacoon GmbH, Designagentur für nachhaltige Verpackungen, als Moderator der PACKBOX-Veranstaltung „Re-Use als Erfolgskonzept für Nachhaltigkeit“. Er diskutierte vor FACHPACK-Besuchern mit Vertreterinnen und Vertretern von neuen und etablierten Anbietern aus der Verpackungsbranche innovative Lösungsansätze, die diese in Einzelvorträgen präsentierten.
In Zeiten von Umwelt- und Klimaschutz, „Plastic free“ und Unverpackt-Läden werde ein gutes System gebraucht, das die grundlegenden Anforderungen an Produktschutz-, Transport- und Kommunikationsfunktionen erfülle. Dabei muss die Handhabung für den Verbraucher und auch die Rückführung und Reinigung möglichst einfach sein. Eine dauerhafte Nutzung beziehungsweise Umlaufzahl ist das wichtigste Kriterium für die positive CO2-Reduktion, so Désilets.
Dass es noch mehr Möglichkeiten gibt, um Mehrweg stärker zu etablieren, sagten alle Referenten. Juliane Spieker ist Mitgründerin der 2020 gegründeten Pfabo GmbH. Pfabo ist ein System von modulfähigen Pfandboxen, die sich auch im gängigen Modulmaß und Palettisierungsschema einpassen. Diese Boxen dienen als Abfüllboxen für frische Salate und To-Go-Artikel, um Einwegbecher oder -boxen zu vermeiden. Der Handel sei in die Entwicklung des Systems einbezogen worden. Erste Tests laufen bei der Bio Company. Dass sie und ihr Firmenpartner – ihr Bruder Adrian Spieker – für Pfabo 2021 den Red Dot Design Award erhielt, mache sie auch optimistisch, dass der Weg der richtige sei. „Ein Ziel unseres Systems ist, unkompliziertes, spontanes Einkaufen zu ermöglichen“, sagte Spieker.
Iris Vilsmaier ist ebenfalls junge Unternehmerin und hat kürzlich die Circujar GmbH gegründet. Ziel der Firma ist, Glas als Mehrwegverpackungsmaterial zu etablieren. Es könnten weit mehr Lebensmittel als Joghurt im Glas verkauft werden. Vilsmaier hat eigene Glasbehälter entwickelt, die für Suppen, Soßen, Brotaufstriche und auch andere Produkte dienen sollen – auch für Abfüller von vorverpackten Waren im Supermarktregal. „Glas ist ein beliebtes Verpackungsmaterial, aber im Einwegsystem nicht sinnvoll.“ Circujar ist ein Poolanbieter, der die Gläser wieder vom Verbraucher annimmt, sammelt, reinigt und weiter transportiert. Wenn das Glas qualitativ nicht mehr gut sei, werde es zur Recyclingstelle gebracht. Der Service der Rücknahme und Qualitätskontrolle wird über die Nutzungsgebühr finanziert.
Wichtig sei, die Wiederverwendbarkeit zu gewährleisten. Dazu braucht es geeignete Etikettierung und die Nutzung von Mehrwegkästen. Über die Etikettierung könne der Hersteller des Produkts mit Kunden kommunizieren – eine eigene Verpackung dafür sei nicht nötig.
Edelstahlschalen ersetzen Einwegverpackungen
Daniel Weber von Eatainable, einem Mehrweg-System für die Gastronomie, das von der Rieber GmbH seit einiger Zeit erfolgreich eingesetzt wird, präsentierte seine Erfahrungen, wie ein digitalisiertes System von Metallbehältern in der Gastronomie – aber auch im Einzelhandel – Mehrwert für Verbraucher und Inverkehrbringer bieten kann.
Mit Eatainable präsentiert die Rieber GmbH ein digitales Food-Mehrweg-System für Speisen zum Mitnehmen in Restaurants und Mensen sowie für Großküchen der Gemeinschaftsgastronomie. Edelstahlbehälter mit Vakuumdeckeln ersetzen Einwegverpackungen und Pfandsysteme. Statt Pfandgeld sorgt ein QR-Code-Scan für den Rücklauf. Mittels QR-Codes überwacht und dokumentiert Eatainable den Weg der Speisen in den Mehrwegbehältern aus der Küche zum Gast bis zurück in die Spülküche. Da die QR-Codes auf die Behälter aufgeklebt werden, kann das System leicht auf vorhandene Behälter nachgerüstet werden, so Weber.
Dr. Anika Oppermann von „shafuto – shaping the future together“ beobachtet die Entwicklungen bei Mehrweg-Konzepten und berät Unternehmen, die sich für diese Alternative zu Single-Use-Verpackungen interessieren. „Mehrwegsysteme funktionieren nicht ohne Rück- und Reinigungslogistik“, betonte sie. Sie zeigte sich überzeugt davon, dass „Mehrweg mehr ist und mehr kann“ als bisher. Die auf dem PACKBOX-Forum genannten Beispiele bewiesen dies, so auch das Fazit des Moderators.