Qualifizierter Nachwuchs für die Verpackungsbranche
In Deutschland gibt es aktuell sechs Hochschulen, an denen Verpackungstechnik als Bachelorstudiengang angeboten wird. Eine davon ist die Hochschule München. Hier liegt der Schwerpunkt auf dem Megathema der Branche: Nachhaltigkeit.
Durch das neue Verpackungsgesetz gelten seit 2019 höhere Quoten für die Verwertung von Verpackungen, die 2022 noch einmal steigen werden. Diese müssen beim Design neuer Verpackungslösungen bereits mitgedacht werden. Neben der Sorge um den Planeten ein Grund mehr, schon die Ausbildung kommender Generationen von Verpackungsingenieuren und -ingenieur-innen auf eine nachhaltige Denkweise auszurichten. Entsprechend trägt der Studiengang an der Hochschule München den Titel „Verpackungstechnik und Nachhaltigkeit“.
Nachhaltigkeit ist teurer
Prof. Dr. Sven Sängerlaub ist Professor im Münchner Studiengang. Er weist darauf hin, dass bei den meisten Produkten die Verpackung in punkto Energie- und Rohstoffverbrauch den kleinsten Teil ausmacht: „Für die verpackten Güter werden in der Regel zehn bis fünfzig Mal so viele Ressourcen aufgewendet wie für die Verpackung selbst. Bei Lebensmitteln sind es vor allem Fleisch- und Molkereiprodukte, für die sehr viele Ressourcen aufgewendet worden sind und die zugleich sehr hohe Anforderungen hinsichtlich Hygiene und damit der Verpackung haben“, sagt Sängerlaub. Firmen und Kunden müssten heute erst akzeptieren, dass eine nachhaltige Verpackung etwas mehr koste. Jene müssten auch zusätzliche Anforderungen erfüllen wie die Maschinengängigkeit bei der Herstellung, optische Attraktivität und Handhabbarkeit.
Biobasierte Verpackungen als Alternative
Die Branche verwende laut Sängerlaub heute sehr viel Know-how darauf, Verpackungen zu entwickeln, die recyclinggerecht sind, aus regenerativen Ressourcen bestehen oder biologisch abbaubar sind, aber das Produkt trotzdem optimal schützen. Die Studieninhalte des Studiengangs Verpackungstechnik und Nachhaltigkeit zielen daher darauf ab, mittels Ökobilanzierungen die nachhaltigsten Verpackungen zu entwickeln. So wird im Labor beispielsweise eine Reihe von nachwachsenden Rohstoffen auf ihre Alltagstauglichkeit überprüft. „Plastikfreie und plastikreduzierte Verpackungen sind ein wachsender Trend. Die Forschung konzentriert sich neben dem Thema Recycelbarkeit momentan stark auf nachwachsende Rohstoffe. Von algenbasierten Kunststoffen bis hin zu durchsichtigen Folien aus Hanf oder Pappe aus Gras sind viele biobasierte Verpackungen echte Alternativen zu Plastik aus fossilen Rohstoffen“, erklärt Sängerlaub. Während in Deutschland mehr Wert auf gute Recyclingfähigkeit gelegt werde, sei im Ausland eher Material mit guter Kompostierfähigkeit gefragt.
Der Studiengang
Bevor es an konkrete Versuche zu Verpackungslösungen geht, werden den Studierenden allerdings die Grundlagen vermittelt: Mathematik, Chemie, Physik, Mechanik, Elektrotechnik und Konstruktion sowie Einführungen in verschiedene Packstoffe und -mittel. Bereits hier werden Ökobilanzen und Recycling thematisiert. Es folgen verpackungsspezifische Vorlesungen, darunter beispielsweise „Faserbasierte Verpackungen“, „Kunststofftechnologie“ oder „Verpackungstechnik I und II“. Auch ein Industriepraktikum gehört zum Curriculum, die Hochschule arbeitet hierfür (wie auch bei den dreimonatigen Abschlussarbeiten) mit Partnerunternehmen zusammen. Hierzu gehören unter anderem APLA, TetraPak, BHS und Hans Kolb. Wer nach dem Bachelor weiter studieren möchte, kann dies tun, ein entsprechender Master wird angeboten. Dieser ist auch für Bachelorabsolventen aus verwandten technischen Fächern zugänglich.
Marius Franz, Student im 7. Semester, erklärt was ihm am Studiengang Verpackungstechnik und Nachhaltigkeit gefällt: „Mich begeistert die Vielseitigkeit des Studiums. Im Team lassen sich fast immer Verbesserungen für Verpackungen finden, sei es im Sinne der Nachhaltigkeit oder der Handhabung. Alles ist sehr praxisnah, wir haben immer einen direkten Bezug zu Material und Produkt.“ Die anwendungsorientierten Forschungsarbeiten der Verpackungstechnik an der Hochschule München haben die Schwerpunkte Strahlungshärtung, Verpackung und Folien, Klebstoffe sowie Interaktionen von Beschichtungsmaterialien mit Papier.