„Eine bewusste oder unbewusste Irreführung“

Ist Mineralwasser besser als Leitungswasser? Schadet die aktuelle Kampagne der Bundesumweltministerin den Mineralbrunnen-Betrieben, und wie sieht eine mögliche Lösung des Konflikts aus? Dr. Karl Tack, Präsident des Verbands Deutscher Mineralbrunnen in Bonn, gibt im Interview mit der BrauBeviale seine Einschätzung zur aktuellen Situation der Wasserbranche.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) fordert Verbraucher auf, ihren Durst besser mit Leitungs- statt mit Mineralwasser zu löschen. Leitungswasser soll das am besten kontrollierte Lebensmittel in Deutschland sein. Das Thema „Mineralwasser – Problemfall statt Genuss?“ ist eines der Hot Topics on Stage im BrauBeviale Forum am zweiten Messetag, am 13. November 2019. Tack erklärt im Interview mit der BrauBeviale dazu: „Das ist eine bewusste oder unbewusste Irreführung von Svenja Schulze. Leitungswasser wird zwar von den Wasserwerken bis zum Hausanschluss kontrolliert, aber die letzten Meter zwischen der Wasseruhr und dem Wasserhahn, das heißt die Leitungen, die Perlatoren, die Standzeiten des Wassers in den langen Leitungen werden nicht untersucht und somit ist auch das Wasser, das aus dem Hahn fließt, nicht kontrolliert.“

„Risiko für Schwangere und Säuglinge“

Der Hausanschluss habe nachweislich ganz deutliche Auswirkungen auf die Qualität des Wassers. Selbst das Bundesumweltministerium empfehle auf der Website, das Wasser, das länger als vier Stunden in der Leitung stagniert, nicht zur Zubereitung von Speisen und Getränken zu nutzen, so Tack.“ Aus Sicht des Verbandes sei es „verantwortungslos“ von der Bundesumweltministerin zu sagen, dass man jederzeit im häuslichen Bereich auf Leitungswasser zurückgreifen könne. „Gerade für Säuglinge und Schwangere kann das ein Risiko darstellen“, betont Tack.

Mineralwasser wird durch die Mineral- und Tafelwasserverordnung definiert und Trinkwasser durch die Trinkwasserverordnung. Der Unterschied zwischen den Wässern ist, dass Mineralwasser zu 100 Prozent ein reines Naturprodukt mit vielen unterschiedlichen Mineralien ist und die Qualität von der Quelle bis auf den Tisch des Verbrauchers garantiert wird. Leitungswasser muss in der Regel technisch und chemisch aufbereitet werden und wird ab Hausanschluss nicht mehr kontrolliert. Tack erklärte, man sei mit dem Bund Deutscher Elektrizitäts- und Wasserwerke im Gespräch. „Unsere Vorstellung wäre es, dass wir gemeinsam alles Mögliche dafür tun, um Wasser vor Umwelteinflüssen zu schützen. Auch auf die aktuelle Diskussion über hohe Nitrat-Belastung bei Wässern müssen wir reagieren. Bei Leitungswasser sind beispielsweise Werte von bis zu 50 Milligramm zulässig, während bei Mineralwässern, die für die Zubereitung von Säuglingsnahrung ausgelobt werden sollen, Werte von nur 10 Milligramm zulässig sind. Es ist also problematisch, Leitungswasser bedenkenlos Säuglingen zu geben. Unser Vorschlag ist daher, gemeinsam eine Aktion zu starten, um Gewässerschutz flächendeckend in Deutschland zu betreiben.“

Pro Kopf werden hierzulande rund 150 Liter Mineralwasser im Jahr getrunken, hinzu kommen über 40 Liter Erfrischungsgetränke mit einem hohen Mineralwasseranteil. Mineralbrunnen sind ein sehr bedeutender Wirtschaftsfaktor mit einem hohen Stellenwert in Deutschland. Die Branche beschäftigt 12.000 Mitarbeiter. Dazu kommen dann noch die Zulieferer, Verpackungs-, Flaschen- und Etiketten-Hersteller.

Karl Tack Auf der BrauBeviale wird es zum aktuellen Wasserstreit eine hochkarätig besetzte Diskussionsrunde geben. Am Mittwoch, 13. November 2019, um 14.50 Uhr diskutieren auf der Bühne der BrauBeviale in Nürnberg Dr. Karl Tack (Verband Deutscher Mineralbrunnen e. V.) und Dr. Franz Ehrensperger (Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser e. V.) mit Vertretern einiger Mineralbrunnen sowie der Deutschen Umwelthilfe und des BUND Naturschutz in Bayern. Mehr Informationen finden Sie hier.

 

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