Preisaufschlag für nachhaltige Verpackungen?

Laut einer Umfrage der Unternehmensberatung Inverto sind Verbraucher mehrheitlich bereit, für nachhaltigere Verpackungen tiefer in die Tasche zu greifen. Die Studie der Beratung zeigt aber auch, welche Hindernisse nachhaltigeren Verpackungen noch im Weg stehen.

Für Handel, Konsumgüterhersteller und Verpackungsproduzenten werden nachhaltige Lösungen immer wichtiger. Schließlich sehen zahlreiche Verbraucher inzwischen herkömmliche Verpackungen kritisch. Im Rahmen einer Studie ist die Unternehmensberatung Inverto, eine auf Einkauf und Supply- Chain-Management spezialisierte Tochter der Boston Consulting Group, der Bereitschaft zu mehr Nachhaltigkeit bei Verpackungen auf den Grund gegangen – bei Handel und Herstellern wie bei Konsumenten.

Zunächst bei Handel und Herstellern: Für die Hälfte aller Befragten und sogar drei Viertel der Verpackungshersteller haben nachhaltige Verpackungen heute schon eine sehr große Bedeutung. 86 Prozent gehen davon aus, dass der Bedarf in den kommenden Jahren weiter steigt. Aktuell beziffern die meisten Studienteilnehmer den Anteil nachhaltiger Verpackungen in ihrem Unternehmen auf maximal 25 Prozent. In fünf Jahren soll der Umfrage zufolge mindestens die Hälfte aller Waren nachhaltig verpackt werden.

Hohe Komplexität und Zielkonflikte

Allerdings beklagt über die Hälfte der Studienteilnehmer die hohe Komplexität des Themas. Wie Inverto aufzeigt, ist zum Beispiel nicht eindeutig geklärt, wann eine Verpackung das Prädikat „nachhaltig“ verdient. Auch gehen Nachhaltigkeitsziele nicht immer Hand in Hand. Zum Beispiel schonen Mehrwegflaschen Ressourcen, verursachen aber viele CO2-Emissionen, wenn sie über hunderte Kilometer transportiert werden. Papier und Pappe bestehen aus nachwachsenden Rohstoffen und lassen sich gut recyceln. Werden Kartonagen allerdings beschichtet, etwa um wasserdicht zu sein, bleibt die nicht verwertbare Plastikfolie übrig und muss verbrannt werden.

Für international agierende Unternehmen steigt die Herausforderung zusätzlich durch unterschiedliche rechtliche Vorgaben. Einen Überblick über alle verfügbaren nachhaltigen Lösungen trauen sich nur 75 Prozent der Verpackungshersteller zu, bei Handel und Konsumgüterherstellern liegen die Zahlen sogar unter 50 Prozent. Das könnte nach Angaben von Inverto aber auch daran liegen, dass rund zwei Drittel der Befragten in ihren Einkaufsabteilungen über begrenztes Know-how und Kapazitäten verfügen. Die Hälfte der Teilnehmer hat bisweilen Probleme, ausreichend Rohmaterial für nachhaltige Verpackungen zu bekommen.

Wer trägt die Mehrkosten?

Nachhaltige Verpackungen sind sehr oft teurer als herkömmliche. An der Frage, ob die Verbraucher bereit sind, diese Mehrkosten zu tragen, scheiden sich der Studie zufolge die Geister: 50 Prozent der befragten Experten aus den Unternehmen glauben das nicht, während 46 Prozent darauf vertrauen, dass sie zumindest einen Teil der Kosten weitergeben können. Laut einer von Inverto in Auftrag gegebenen repräsentativen Kurzumfrage bei Verbrauchern, sind aber durchaus viele Konsumenten bereit, Mehrkosten für nachhaltige Verpackungen zu tragen. Demnach würden 72 Prozent der Befragten einen Preisaufschlag von mindestens 10 Prozent akzeptieren. Für knapp 30 Prozent wäre eine Steigerung von über 20 Prozent annehmbar.

Von den Teilnehmern unter 30 Jahren lehnen nur 11 Prozent einen Preisaufschlag generell ab, während bei der Altersgruppe zwischen 30 und 49 Jahren 27 Prozent und bei den Befragten über 50 gar 37 Prozent nicht bereit sind, für eine nachhaltige Verpackung mehr zu zahlen als für eine herkömmliche.

Ziele definieren und Transparenz schaffen

Unternehmen, die auf nachhaltige Verpackungen umstellen oder deren Anteil erhöhen wollen, rät Inverto, zunächst Schwerpunkte festzulegen und sich einen Marktüberblick zu verschaffen. Je nachdem, ob der Fokus auf nachwachsenden Rohstoffen, Recyclingfähigkeit oder CO2-Fußabdruck liegen soll, sieht die Verpackungslösung anders aus. Kostenkalkulationen sollten neben Materialkosten auch Zusatzaufwände berücksichtigen, die etwa durch neue Maschinen oder eine veränderte Produktionsgeschwindigkeit entstehen.

Die Zeit jedenfalls ist reif: „Wer jetzt investiert, sichert sich zukünftig Wettbewerbsvorteile und Imagegewinn. Außerdem werden die Preise für herkömmliche Verpackungen durch die geplanten Steuern und Abgaben weiter steigen“, ist Rudolf Trettenbrein, Geschäftsführer von Inverto, überzeugt. „Langfristig zahlt sich Nachhaltigkeit also aus.“

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