Warnung vor falsch deklariertem Rezyklat

Reinhard Schneider, Chef des Reinigungsmittelherstellers Werner & Mertz und Preisträger des Deutschen Umweltpreises, prangert den Einsatz von falsch deklariertem Rezyklat in Verpackungen an und warnt vor Greenwashing.

Statt vermehrt Altplastik aus dem Gelben Sack zu nutzen, nimmt der Import von billigem „Rezyklat“ aus Asien immer weiter zu – ohne überprüfen zu können, ob es sich dabei tatsächlich um recyceltes Material handelt. Das berichtet die „SZ“ am 3. Mai.  Der Reinigungsmittelhersteller Werner & Mertz nimmt diese Recherchen zum Anlass, um in einer Presseerklärung vor Verbrauchertäuschung zu waren. Reinhard Schneider, Inhaber des Mainzer Unternehmens, erklärt: „Die Gefahr, dass Verbraucher irregeführt werden, ist hier sehr groß. Es ist wie bei der Geldwäsche, die Herkunft des PET ist nicht transparent. Sie lässt sich im Handumdrehen verschleiern.“

Doch nicht nur stellen falsche Deklarationen ein massives Problem für Verbraucherinnen und Verbraucher beim täglichen Einkauf dar, für die Hersteller von recyceltem PET in Europa ist die Billigware aus Asien ebenfalls ein großes Problem – durch den massiven Preiskampf geraten letztendlich sämtliche Bemühungen zur Förderung und Erhöhung der Recyclingquote in Europa in Gefahr.

Werner & Mertz setzt sich seit 2012 im Rahmen der „Rezyklat-Initiative“ mit Kooperationspartnern entlang der gesamten Wertschöpfungskette für hochwertiges mechanisches Recycling aus der Quelle Gelber Sack ein und zeigt immer wieder, dass es technologisch gesehen sehr wohl möglich ist, gleichwertige Verpackungen aus sogenanntem Post-Consumer-Recyclat herzustellen: Seit 2014 bestehen die PET-Flaschen der bekannten Marke Frosch aus 100 Prozent PCR, davon 20 Prozent aus der Quelle Gelber Sack. Die restlichen 80 Prozent stammen aus der europäischen Getränkeflaschensammlung (Bottle to Bottle). Mehr als 450 Millionen solcher Flaschen sind bislang in den Handel gekommen. Nun konnte das Unternehmen vor Kurzen einen weiteren Recycling-Erfolg vermelden: Zusammen mit dem Kooperationspartner ALPLA sei es gelungen, den Anteil an Recyclat aus dem Gelben Sack auf 50 Prozent zu erhöhen.

Forderung nach finanziellen Anreizen

Für das Herstellerunternehmen Werner & Mertz gibt es deshalb gleich mehrere Stellschrauben, die dringend nachjustiert werden müssten: Zum einen fordert Werner & Mertz, dass von Seiten des Gesetzgebers finanzielle Anreize für den Einsatz von PCR geschaffen werden.  Werner & Mertz setzt sich für die Schaffung eines Fonds ein, in den alle Inverkehrbringer einzahlen müssen und nur diejenigen, die Post Consumer Recyclat aus Europa einsetzen, erhalten eine Rückzahlung. So könnte dem Preiskampf Abhilfe geschaffen werden.

Zum anderen bedürfe es lückenloser Gesetze, die klar definieren, was als Rezyklat gelten darf und was nicht. Werner & Mertz setzt sich dafür ein, dass in der Novelle des Kreislaufwirtschaftsgesetzes ganz klar geregelt wird, dass nur mechanisch aufbereitetes Altplastik aus Endverbraucher-Sammlungen als Rezyklat verstanden wird.

Das RAL Gütezeichen gibt den Anteil von Rezyklat aus der Quelle Gelber Sack an der gesamten Verpackung an, inklusive Etikett und Verschluss. Die Prozentzahl setzt sich aus dem Gewicht der jeweiligen Komponenten zusammen. Daraus ergibt sich beispielsweise für die Verpackung von emsal Parkett: Flasche (100% Recyclat aus der Quelle Gelber Sack) mit Verschluss und Etikett (jeweils 0% Rezyklat) = 84% Gesamtanteil Rezyklat.

Unabhängige Siegel, auf die sich Verbraucherinnen und Verbraucher verlassen können, gibt es laut Schneider nur sehr wenige. Der Preisträger des Deutschen Umweltpreises 2019 empfiehlt das RAL-Gütezeichen „%-Recycling-Kunststoff“, das angibt, wie viel Rezyklat tatsächlich aus dem Gelben Sack stammt (Copyright Grafik: Werner & Mertz). Dabei werden alle Prozessstufen – von der Sortierung über die Aufbereitung bis hin zum Einsatz der Recyclate in den einzelnen Produkten – dokumentiert und alle Produktionsstandorte überprüft.

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