Wie Bio-Produkte von Faltschachteln profitieren

Bio-Produkte liegen im Trend. Nicht immer sind sie allerdings auch ökologisch verpackt. Eine Studie der Universität Gießen im Auftrag vom Fachverband Faltschachtel-Industrie (FFI) und der Europäischen Vereinigung der Karton- und Faltschachtel-Industrie Pro Carton zeigt auf, wie Bio-Produkte von Faltschachtel-Verpackungen profitieren.

Der Nachhaltigkeitsgedanke von Bio-Produkten wird von Herstellern oft nicht konsequent bis zur Verpackung weitergeführt. Für Bio-Produkte werden oft noch immer Plastikverpackungen eingesetzt, anstelle nachhaltigerer Verpackungsalternativen. Vor dem Hintergrund des Nachhaltigkeitsgedankens, stellt sich die Frage, in wie weit das Verpackungsmaterial die Konsumentenwahrnehmung und -bewertung von Bio-Produkten beeinflusst. Dieser Frage hat sich die Professur für Marketing und Verkaufsmanagement der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) im Auftrag des Fachverbands Faltschachtel-Industrie e.V. (FFI) und Pro Carton angenommen. Dr. Melanie Bowen von der JLU präsentierte am 26. September 2019 im Forum PackBox der FachPack Ergebnisse einer repräsentativen Studie. Thema der FachPack-Veranstaltung sowie Studie lauteten „Wie Bio-Produkte von Faltschachteln profitieren.“ Die Studie belegt, dass die Wahrnehmung von Bio-Produkten durch eine nachhaltige Verpackung positiv beeinflusst wird und eine nachhaltige Verpackung den Abverkauf von Bio-Produkten steigern kann.

Denn Bio-Artikel werden als besser, qualitativ hochwertiger, glaubwürdiger oder nachhaltiger wahrgenommen, wenn sie in Karton statt in Kunststoff verpackt sind. Das sind einige der Ergebnisse der aktuellen Studie, in deren Mittelpunkt der Einfluss des Verpackungsmaterials auf die Produktwahrnehmung des Konsumenten hat. 1.252 Verbraucher zwischen 18 und 69 Jahren wurden zu neun wichtigen Produktkategorien befragt, die sowohl konventionell als auch nach Öko-Kriterien hergestellt werden: Kaffee, Kekse, Müsli, Pasta, Schokolade, Seife, T-Shirts, Tiefkühlgemüse und Tiernahrung.

Die Umfrageteilnehmer wurden zunächst danach befragt, welche Art der Verpackung sie in bestimmten Produktkategorien für typisch halten. Das Ergebnis: In den Kategorien Kaffee, T-Shirts, Schokolade, Pasta und Tiefkühlgemüse erwarten sie eine Kunststoffverpackung. Bei Müsli und Seife gibt es keine klare Tendenz, während die Befragten Kekse und Tiernahrung als typischerweise in einer Faltschachtel verpackt ansehen. Für die Forscher bedeutet dies: Die positive Wahrnehmung der Faltschachtel, die sich in der Studie zeigte, rührt nicht daraus, dass sich die Verbraucher bereits daran gewöhnt hätten – im Gegenteil: Sie haben sich an Kunststoffverpackungen gewöhnt.

Für nachhaltige Verpackungen wollen Verbraucher nicht mehr zahlen

In den Befragungen kam heraus, dass Frauen und Männer in verschiedenen Altersgruppen Faltschachteln als qualitativ hochwertiger und nachhaltiger betrachten, unabhängig davon, ob in der Verpackung ein Bio- oder ein konventionelles Produkt steckt. Außer bei Schokolade wird die Faltschachtel in allen genannten Kategorien als nachhaltigere Verpackungsalternative empfunden. Als besser werden Faltschachteln in allen genannten Produktkategorien außer Schokolade und Tiernahrung empfunden, als qualitativ hochwertiger in allen Kategorien außer Keksen, Schokolade und Tiernahrung. Bio-Produkte werden in den meisten Kategorien als besser und nachhaltiger wahrgenommen, wenn sie im Karton verpackt sind. Dies trifft allerdings nicht bei T-Shirts zu. Sie werden nicht als besser oder schlechter wahrgenommen, wenn sie sie in Folie oder Karton präsentiert werden.

Für die Bio-Produktkategorien Kaffee, Kekse, Müsli, Seife und Schokolade steigert die Verpackung aus Karton die Kaufwahrscheinlichkeit der Konsumenten laut Studie um durchschnittlich 13 Prozent. Für die Hersteller bedeute dies: Sie können stärkere Kaufanreize setzen, wenn sie Bio-Produkte in Verpackungen aus Kartons verkaufen. „Aber auch wenn die Kaufwahrscheinlichkeit steigt, wenn Bio-Produkte in Karton verpackt sind: Die Konsumenten sind deshalb nicht signifikant stärker bereit, auch einen höheren Preis zu zahlen“, lautet ein weiteres Studienergebnis.

„Da Verbraucher Produkt und Verpackung meist im Zusammenhang sehen, liegt es nahe, Bio-Produkte auch nachhaltig zu verpacken. Das allerdings geschieht bislang deutlich seltener, als es möglich wäre. Bio-Lebensmittel oder Naturkosmetik sind häufig genauso verpackt wie ihre konventionellen Pendants. Die Hersteller der Öko-Produkte scheinen das Nachhaltigkeitsversprechen, das sie mit ihrem Produkt abgeben, nicht konsequent bis zur Verpackung fortzuführen“, erklärt Christian Schiffers, Geschäftsführer des FFI, das die Interessen von mehr als 60 Unternehmen vertritt.

Verbraucher wollen mehr Informationen auf der Verpackung

Ehrliche Nachhaltigkeit zieht Konsumenten an: Unter diesem Titel präsentierte die Europäischen Vereinigung der Karton- und Faltschachtel-Industrie Pro Carton eine weitere Studie auf der FachPack. 88 Prozent der deutschen Konsumenten fordern Informationen auf der Verpackung, die verdeutlichen, wie umweltfreundlich das Packmittel ist, lautet eins der Ergebnisse, so Horst Bittermann, Präsident von Pro Carton (Foto).  An der europaweiten Befragung nahmen insgesamt 7.000 Konsumenten teil. Die Hälfte der deutschen Befragten gab an, dass sie auf den Kauf von Produkten, die in nicht nachhaltigen Materialien verpackt sind, verzichten. 9 von 10 Käufern in Deutschland wünschen, dass Verpackungen leicht recycelbar sind.

Und da die Hälfte der Deutschen bereits auf Produkte verzichtet, die nicht nachhaltig verpackt sind, wird offensichtlich, dass die Konsumgüterhersteller mehr tun müssen, um den steigenden Erwartungen gerecht zu werden, so ein Fazit von Pro Carton.

Besonders kritisch ist die Babyboomer-Generation, wenn es um nachhaltige Verpackungen geht. Laut der Umfrage haben acht von zehn der über 50-Jährigen in Deutschland angegeben, dass mehr getan werden muss, um umweltfreundliche Verpackungen einzuführen. 90 Prozent von ihnen würden sich für eine nachhaltige Verpackung entscheiden, wenn sie die Wahl hätten zwischen dem gleichen Produkt verpackt in Karton oder in Kunststoff. Deutlicher sind jedoch die Ergebnisse unter den Millennials, in denen 61 Prozent der befragten 19- bis 29-Jährigen in Deutschland angeben, dass sie sich im vergangenen Jahr aufgrund der Verpackung eines Produkts für einen Markenwechsel entschieden haben. Recyclingfähigkeit und unnötige Umverpackung wurden als Hauptgründe genannt.

Ein weiteres Fazit der Studie: Deutsche Verbraucher sind umweltbewusster als die in Großbritannien, wo 68 Prozent angeben, dass die Umweltbelastung durch die Verpackung eines Produkts ihre Kaufentscheidung beeinflusst. Allerdings liegen sie bei ihrem Engagement für umweltfreundliche Verpackungen noch hinter einigen ihrer europäischen Kollegen zurück: In Spanien beeinflussen 81 Prozent  der Verbraucher die Umwelteigenschaften der Verpackungen bei ihrer Kaufentscheidung.

Pro Carton stellte auf der FachPack außerdem die frisch gekürten Preisträger und ihre Erfolgsgeschichten des European Carton Excellence Awards und des Pro Carton Young Designers Award vor – wenige Tage nach der Preisverleihung am 19. September in Malta.

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