Colgate bringt die erste recycelbare Zahncremetube auf den Markt

Seit Anfang März ist die Zahncreme „Smile for Good“ im deutschen Handel erhältlich – in der ersten Tube, die zu 100 Prozent aus recycelbarem Kunststoff besteht. Fünf Jahre haben die Colgate-Ingenieure an dem Material getüftelt, das sowohl das Produkt schützt als auch bequem in der Anwendung ist.

Zahnpastatuben stellen für das Recycling ein Problem dar. Sie bestehen in der Regel aus mehreren Lagen verschiedener Kunststoffe, in die eine Aluminiumfolie eingebettet ist. Da die verschiedenen Schichten sich nicht wieder trennen lassen, ist es praktisch unmöglich, sie auf herkömmliche Weise zu recyceln. Die neue Tube von Colgate besteht aus hochdichtem Polyethylen (HDPE), das in der US-Lebensmittelindustrie auch zur Herstellung von Kunststoff-Milchflaschen verwendet wird. Bisher galt es als zu steif und spröde, um etwa eine zusammendrückbare Tube zu produzieren. Genau dies ist auch die große Herausforderung beim Umstieg auf Monomaterialen, den viele Hersteller derzeit forcieren.

Trend zu Monomaterialien

Der Trend weg von Mischkunststoffen hin zu homogenen Verpackungsmaterialien ist Teil des Bemühens um eine Kreislaufwirtschaft mit sauberen Materialströmen. Doch die Markenartikelindustrie benötigt auch flexible Verpackungen, die üblicherweise mehrere verschiedene Plastikarten und eine isolierende Aluminiumschicht kombinieren. Dieselbe Schutzqualität der Verpackung mit homogenem Material zu erreichen erfordert deutlich dickere Materialschichten, also mehr Masse und Gewicht – und bedeutet so oft nur die Verschiebung  von einem ökologischen Problem zum nächsten. Colgate hat eigenen Angaben zufolge einen Weg gefunden, wie sich unterschiedliche Qualitäten und Stärken von HDPE-Folie so kombinieren lassen, dass sie einerseits den geltenden Recyclingstandards gerecht werden, gleichzeitig aber elastisch genug sind, um die Tube bequem ausdrücken zu können.

Das Recyclingproblem ist noch nicht gelöst

Allerdings wird das ökologische Ziel erst dann erreicht, wenn die innovative Verpackung auch tatsächlich recycelt wird.  Viele Länder besitzen gar kein entsprechendes Kreislaufsystem. Auch in Deutschland lag die Recyclingquote nach Expertenschätzungen im Jahr 2017 bei unter 16 Prozent. Außerdem ist die neuartige Tube von Colgate zwar recycelbar, hergestellt wird sie aber aus neuem Kunststoff. Damit das Kreislaufsystem funktioniert, müssten mehr Unternehmen auf Verpackungen aus recyceltem Kunststoff setzen. Dennoch ist die Initiative von Colgate ein wichtiger Schritt: Als global aufgestellter Markenartikler erreicht das Unternehmen eine große Zahl von Verbrauchern. Und es kann auch Wettbewerber zu mehr Engagement bei der Verringerung des Kunststoffeinsatzes animieren.

Colgate will recycelbare Tuben standardisieren

Colgate hat bereits angekündigt, die Innovation mit anderen Herstellern zu teilen. „Wenn wir recyclingfähige Tuben standardisieren, gewinnen wir alle und können trotzdem mit dem Inhalt der Tuben einen gesunden Wettbewerb pflegen“, erklärt Dany Schmidt, Vice President und General Manager für die Region Zentraleuropa West bei Colgate-Palmolive. Langfristig will der Konzern die neue Technologie auf das gesamte Zahncremesortiment ausweiten. Bis 2025 sollen alle Tuben von Colgate recycelbar sein.

Allerdings unterscheidet sich die Zusammensetzung von „Smile for Good“ auch von anderen Colgate-Zahncremes. Sie trägt das „Cosmos Natural“-Biosiegel und kommt mit nur wenigen Inhaltsstoffen aus, die zu 99,7 Prozent natürlichen Ursprungs sind. Das bedeutet, dass die chemischen Anforderungen an den Produktschutz vergleichsweise gering sind. Anders sieht es unter Umständen bei Produkten mit komplexerer Zusammensetzung aus. Es könnte deshalb sein, dass der Hersteller für einen konsequenten Umstieg auf Monomaterial in einigen Fällen die Produktzusammensetzung verändern wird.

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