Orientierung im Verpackungsdschungel

Beim dritten, von der FH Campus Wien organisierten „Österreichischen Verpackungstag“ standen Herausforderungen einer recyclinggerechten Verpackungsgestaltung im Mittelpunkt. Die dazu präsentierte internationale Verpackungsdesign-Guideline liefert einheitliche Empfehlungen für die Branche.

Um die Zukunftsaussichten ihrer Absolventen macht sich Silvia Apprich keine Sorgen. „Die Jobchancen könnten nicht besser sein“, sagte die Leiterin des Studiengangs „Nachhaltiges Ressourcenmanagement, Packaging Technology and Sustainability sowie Verpackungstechnologie“ an der FH Campus Wien. Spezialwissen rund um nachhaltige Verpackungen ist gefragt. „Circular Economy – Orientierung im Verpackungsdschungel“: Mit der Themenwahl griff die FH Campus Wien, die den „Österreichischen Verpackungstag“ nun zum dritten Mal organisiert hat, den Bedarf nach Expertise auf.

Im Museum für angewandte Kunst am Wiener Stubenring und digital im Livestream wurden in den Vorträgen viele Facetten des Themas beleuchtet. Ein Schwerpunkt dabei war der regulatorische Rahmen: Mit dem Kreislaufwirtschaftspaket der EU sollen schließlich in den kommenden Jahren die Kreislaufführung von Rohstoffen und damit auch die Sammel- und Recyclingquoten europaweit erheblich erhöht werden. „In einer dynamischen und sich stark verändernden Verpackungswelt gibt der Verpackungstag Orientierung und Ausblick auf die notwendigen strategischen Weichenstellungen“, versprach Apprich.

Doch nicht nur EU-Regulierung und nationale Gesetzesnovellen stellen Konsumgüterindustrie, Handel und Verpackungswirtschaft vor Herausforderungen. So erklärte Günter Thumser, Geschäftsführer des Österreichischen Verbands der Markenartikelindustrie, wie sich die Einstellung der Verbraucher mit Blick auf die Nachhaltigkeit verändert hat. Stand früher die Sicherheit im Vordergrund, die Marken den Konsumenten bei ihren Kaufentscheidungen geben, sollen Marken heute vor allem „Sinn stiften“. „Der Klimawandel dominiert alles“, stellte Thumser fest.

Guidelines für recyclinggerechte Verpackungsgestaltung

Damit sich die Nachhaltigkeitsansprüche in der Realität auch spiegeln, sind viele Details zu berücksichtigen. Was die Recyclingfähigkeit von Verpackungen betrifft, sind unter anderem möglichst international geltende Standards gefragt. Wie muss eine Verpackung gestaltet sein, damit tatsächlich eine hohe Recyclingfähigkeit erzielt wird? Eine Antwort soll die Circular Packaging Design Guideline der FH Campus Wien geben. Sie soll vor Augen führen, wie funktionierendes, recyclingfähiges Design zu schaffen ist. „Diese Guideline gibt es nun in der vierten Auflage, sie trägt mit neuen Inhalten und Entwicklungen dem dringenden Bedarf nach Orientierung Rechnung“, erklärte Studiengangsleiterin Apprich.

Darüber hinaus: Mit einer international harmonisierten Verpackungsdesign-Guideline wollen die FH Campus Wien, die ECR Community und die World Packaging Organisation gemeinsam einheitliche Empfehlungen für recyclinggerechte Verpackungsgestaltung geben. Diese soll sämtlichen Akteuren der Supply Chain eine Entscheidungshilfe sein und sie so unterstützen, die höheren Recyclingquoten des EU-Kreislaufwirtschaftspakets zu erreichen. „Circular Packaging Design Guideline goes global. Durch die Zusammenarbeit von World Packaging Organisation, ECR Community und FH Campus Wien setzen wir gemeinsam globale Standards in Circular Packaging Design“, betonte Johannes Bergmair, Generalsekretär der World Packaging Organisation (WPO).

Verpackungshersteller feilen an Lösungen

Wie komplex die Aufgabe ist, den zahlreichen Kriterien an eine gute und nachhaltige Verpackung zu genügen, zeigte auf dem „Österreichischen Verpackungstag“ ein Vortrag von Konrad Wasserbauer, Global Circular Economy Director bei Greiner Packaging. Er sensibilisierte für die zahlreichen Anforderungen, die bei der Verpackungsgestaltung miteinander in Einklang zu bringen sind. Neben grundlegenden Kriterien wie Produktschutz und Lebensmittelsicherheit, Anforderungen der Logistik und der effizienten Produktion gilt es, Kriterien wie Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschonung aufeinander abzustimmen. Das führt bisweilen zu Zielkonflikten. Wenn zur Ressourcenschonung am Material gespart wird, kann das zum Beispiel bei Bechern einen mehrschichtigen Aufbau der Verpackung erforderlich machen, um Stabilität und Schutz zu ermöglichen. Das wiederum kann dann die Recyclingfähigkeit negativ beeinflussen.

Ein Beispiel für eine Lösung hatte Wasserbauer auch mitgebracht, den neuen Becher „K3 r100“: Bei diesem trennen sich Kartonmantel und Kunststoffbecher quasi von allein. Man muss den Becher nur zusammendrücken. Der Kartonmantel, der aus Recyclingmaterial gefertigt werden kann, gibt dem Kunststoffbecher Stabilität, sodass dieser besonders dünnwandig produziert werden kann. Weil der weiße oder transparente Kunststoffbecher unbedruckt ist, ergibt er wiederum Recyclingmaterial.

„Green Packaging Star Awards“ verliehen

Last but not least wurden beim „Österreichischen Verpackungstag“ dann noch die „Green Packaging Star Awards“ verliehen. Gleich mehrfach räumte Verpackungshersteller Mondi ab, unter anderem mit der WalletPack für den Schinkenproduzenten Abraham. Die Verpackung aus Monomaterial kommt mit deutlich weniger Material aus als die zuvor von Abraham genutzte Lösung. Unter den Preisträgern findet sich auch Südpack. Das eingereichte recyclingfähige Tiefziehverpackungskonzept für Schinken des österreichischen Traditionsherstellers Berger konnte die Jury überzeugen.

Bei der Verleihung des ARA-Sonderpreises, ausgelobt von der Altstoff Recycling Austria, wurde es schließlich etwas voller auf der Bühne: Ausgezeichnet wurden Vertreter der zahlreichen Beteiligten am Konzept nachhaltiger rPET-Becher für Schulmilch in Oberösterreich. Bei dem Projekt kooperieren Bauern, die Schulen und Kindergärten mit Milch beliefern, mit Verpackungshersteller Greiner Packaging, Folienproduzent PET-MAN und Starlinger Viscotech. Ziel ist, durch die Zusammenarbeit aller Beteiligten auf regionaler Ebene Kreisläufe zu schließen. Das Projekt zeigt: Für erfolgreiche Kreislaufwirtschaft müssen viele Hände ineinandergreifen.

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