Weniger Abfall, mehr Recycling

Circular Economy für Verpackungen umfassend denken: Das forderte Dr. Bettina Rechenberg vom Umweltbundesamt in ihrem Vortrag während des Deutschen Verpackungskongresses. Das deutsche Verpackungsinstitut hatte vom 17. bis 18. Mai 2022 zum virtuellen Branchentreffen eingeladen. Zahlreiche Experten sprachen über Kreislaufwirtschaft und aktuelle Herausforderungen der Verpackungsindustrie.

Die Verpackungsindustrie kann ihren Beitrag dazu leisten, die Kreislaufwirtschaft voranzutreiben. Dr. Bettina Rechenberg, Leiterin des UBA-Fachbereichs „Nachhaltige Produkte und Produktion, Kreislaufwirtschaft“, gab in ihrem Vortrag während des Deutschen Verpackungskongresses deutliche Handlungsempfehlungen.

Eine Trendumkehr beim Verpackungsaufkommen sei durch eine materialeffiziente Verpackungsgestaltung und kleineren Verpackungen möglich. Ein weiterer Schritt sei die Stärkung von Mehrwegverpackungssystemen. „Neue Poolsysteme sind ins Leben zu rufen“, sagte die Expertin des Umweltbundesamtes. Ziel sei einen Anteil von in Mehrweggetränkeverpackungen abgefüllten Getränken von mindestens 70 Prozent zu erreichen. Im Jahr 2019 betrug der Mehrweganteil bei Getränkeverpackungen in Deutschland nur 41,8 Prozent, so Rechenberg.

Auch der Onlinehandel sei in der Pflicht, das Verpackungsaufkommen zu verringern. Der Verbrauch von Papierverpackungen im Distanzhandel hat von 1996 bis 2017 um 607 Prozent zugenommen, berichtete Rechenberg. Die UBA-Studie „Ökologisierung des Online-Handels“ zeige, dass die Sendungszahlen der Kurier-, Express- und Paketdienste von 2014 bis 2018 um 740 Millionen Sendungen gestiegen sind (+ 27 Prozent).  Die Prognose des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel geht für 2019 bis 2023 von einem weiteren ähnlichen Anstieg aus.

Das Verpackungsaufkommen ist seit 2010 um 18,1 Prozent gestiegen. Der Verbrauch pro Kopf liegt in Deutschland bei 227,55 kg und damit deutlich über dem EU-Durchschnitt von 177,38 kg. Neben der Abfallvermeidung müsse für eine hochwertige Kreislaufführung mehr recyclinggerechtes Design sowie eine weitere Steigerung der Recyclingmengen vorangetrieben werden. Der Einsatz von Sekundärrohstoffen/Rezyklaten müsse gesteigert werden.

2019 wurden in Deutschland laut UBA 474 kt Kunststoffrezyklate (255 kt Post-Consumer, 219 kt Postindustrial) in Verpackungen eingesetzt, dies entspräche 10,9 Prozent der Verarbeitungsmenge (4.369 kt). Je nachdem welche Einschränkungen bestimmter gewünschter Eigenschaften in Kauf genommen werden, betrage das Einsatzpotenzial von Recycling-Kunststoffen in Verpackungen zwischen 960 kt und 2.220 kt.

Verpackung im Licht von Zirkularität und Klimaschutz

Der 17. Deutsche Verpackungskongress mit mehr als 300 Teilnehmenden fand unter dem Motto „Die Verpackung als Pionier – bei der Transformation zur Kreislaufwirtschaft“ erneut als Onlineveranstaltung statt. Er wurde auch von der FACHPACK unterstützt.

Der erste Kongresstag stand unter der Überschrift „Die Verpackung im Licht von Zirkularität und Klimaschutz“. Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Franz-Josef Radermacher, Wirtschaftswissenschaftler und Informatiker, von der Universität Ulm, rückte gewohnte Betrachtungsweisen ein Stück weit zurecht, indem er der Verpackung andere, zentrale und unverzichtbare Aufgaben zuschrieb, als das Klima zu retten.

Mit Bernd Büsing, Corporate Packaging Lead von Nestlé Deutschland AG, Dr. Stefan Kunerth, Technical Operation Director West Europe der Coca-Cola GmbH, sowie Gabriele Hässig, Geschäftsführerin Kommunikation und Nachhaltigkeit bei der Procter & Gamble Service GmbH, ging der Kongress dann in die Kombination aus umfassender Strategie und konkretem Best Practice für die Verpackung. Klar wurde dabei neben der hohen Bedeutung von Innovation, der Notwendigkeit für ein Denken ohne Schranken, dem zentralen Faktor einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit in der Wertschöpfungskette und der zentralen Rolle des Verbrauchers vor allem, dass der Wandel im vollen Gange ist und bereits jetzt substanzielle Strategien und Lösungen hervorgebracht hat.

Der zweite Tag des Verpackungskongresses stand unter der Überschrift „Aktuelle Herausforderungen. Lösungsansätze und Strategien.“ Neben dem Fokus auf die vielfältigen europäischen und nationalen Aktivitäten der Regulierer hatte das dvi aufgrund der aktuellen Lage auch die Themen Energie, Rohstoffe und Lieferketten in das Programm aufgenommen.

RSS
Empfehlung
Twitter
Visit Us
Follow Me
LinkedIn
Xing