Bier aus Brotresten

Forschungsergebnisse, Materialneuheiten und Innovationen im Maschinenbau: Auf der Interpack in Düsseldorf werden bis einschließlich Mittwoch die neuesten Ansätze und Technologien im Kampf gegen Nahrungsmittelverluste und -verschwendung vorgestellt.

Ungefähr 21 Kilogramm Brot pro Person werden jedes Jahr in Deutschland weggeworfen. Was kann man dagegen unternehmen?, fragten sich Mitglieder des studentischen Netzwerks Enactus aus Aachen und kamen auf eine ungewöhnliche Idee: Sie starteten den Versuch, Bier aus Brotresten zu brauen. Nach mehreren Brauversuchen mit verschiedenen Resultaten landeten sie schließlich bei der Rezeptur, die sie heute zum Brauen von Keäksack verwenden. Als Start-up stellten die Jungunternehmer ihr Craft Beer namens keäksack in der Technologie Lounge des VDMA vor.

Der Stand von Keäksack  ist ein Bestandteil der Initiative „Save Food“, mit der die Interpack, die weltgrößte Messe für Processing und Packaging, ein Zeichen gegen die Verschwendung von Nahrungsmitteln setzt. Zahlreiche Messeaussteller, die Mitglieder und Partner der Initiative „Save Food“ sind, zeigen, wie Lebensmittel sicher verarbeitet und verpackt, länger haltbar gemacht und dennoch anfallende Lebensmittelreste nachhaltig weiterverwendet werden können.

Weltweit gehen jährlich etwa 14 Prozent der Lebensmittel im Wert von rund 400 Milliarden US-Dollar zwischen der Ernte und dem Einzelhandel verloren. Gleichzeitig werden schätzungsweise weitere 17 Prozent auf der Ebene des Einzelhandels und der Endverbraucher verschwendet. Diese Zahlen zu reduzieren, ist das Ziel der Initiative Save Food, die 2011 von der Messe Düsseldorf, der Interpack und der Welternährungsorganisation FAO ins Leben gerufen wurde. Sie bringt internationale Organisationen mit Lebensmittelproduzenten und Verpackungsherstellern zusammen.

Auf der Messe informiert der Stand „Save Food“ über die Initiative.  Darüber hinaus gibt es den Thementag zur Produktsicherheit und die „Highlight Route“ von „Save Food“. Die „Highlight Route“ bietet Besucherinnen und Besucher einen Überblick über aktuelle Projekte und Produkte der teilnehmenden Mitglieder. Themen sind zum Beispiel, wie Lebensmittelverluste während des Abfüllprozesses minimiert werden können, wie eine zuverlässige Produktinspektion und hochwertige Versiegelung gelingen oder wie unerwünschte Verunreinigungen vermieden werden können. Zu sehen sind auch hochempfindliche Fremdkörperdetektoren für alle kritischen Kontrollpunkte im Produktionsprozess, um Rückrufaktionen und Fehlausschleusungen zu vermeiden, sowie Verpackungslösungen und Maschinen für die Verlängerung der Haltbarkeit von Lebensmitteln. Die teilnehmenden Aussteller sind laut Interpack unter anderem IMA Industria Macchine Automatiche, Syntegon Technology, Multivac, Ishida Europe, Theegarten-Pactec, Gerhard Schubert, Fawema, Ulma Packaging, Mettler-Toledo Garvens, Rotzinger oder Sealpac.

Darüber hinaus zeigen viele weitere Aussteller der Interpack Lösungen für die sichere Verarbeitung und Verpackung. Die Nahrungsmittelbranche gehört zu den Top-Besucherzielgruppen der Messe, dementsprechend groß ist das Angebot. Schwerpunkt für Nahrungsmittel sind die Hallen 5, 6, 11, 13 und 14 sowie für den Süß- und Backwarenbereich die Hallen 1,3 und 4.

Forschungsprojekt mit der BAU-Universität

Reststoffe aus der Lebensmittelproduktion werden in der Regel entsorgt. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach Alternativen zu Kunststoffverpackungen. Eine nachhaltige Möglichkeit ist die Herstellung von biologisch-basierten und kompostierbaren Verpackungen aus Lebensmittelabfällen oder Nebenprodukten der Lebensmittelindustrie. An dieser Idee arbeitet „Save Food“ gemeinsam mit der Bahçeşehir Universität (BAU) in Istanbul.

In den vergangenen Monaten haben insgesamt 28 Studentinnen und Studenten verschiedene Ansätze getestet. Zwei Projekte konnten sich durchsetzen. Eine Kombucha-Scoby-Biofolie aus Orangen- und Teeabfällen zum Verpacken von trockenen Lebensmitteln hat großes Potenzial und gute Aussichten auf Anwendbarkeit. Ein anderes Team setzte die Idee um, Erdbeeren unter Schutzatmosphäre in einer Verpackung aus integrierter Nanofolie aus PLA und Reishülsen zu verpacken. Die Ergebnisse werden von der Universität und den Studierenden im Forum „Spotlight Talks & Trends“ am 9. Mai um 14.30 Uhr präsentiert.

Thementag Produktsicherheit am 9. Mai

Die Produktsicherheit ist die Kernaufgabe der Verpackung und eines der vier Hot Topics der interpack. Schon heute leistet die Branche einen wichtigen Beitrag, um die Verschwendung von Lebensmitteln zu reduzieren. Über aktuelle Projekte und Innovationen informiert der Thementag Produktsicherheit im Vortragsforum „Spotlight Talks & Trends“ im Eingangsbereich Nord. Am Mittwoch, 9. Mai gibt es hier unter anderem einen Vortrag der FAO in Europa und Zentralasien über Kooperationen im Kampf gegen Nahrungsmittelverluste und -verschwendung und einen Überblick über Best-Practices in der Verpackungsbranche von der WPO (World Packaging Organization). Spannende Innovationen werden außerdem von Ishida Europe Limited, Pilz und Mettler Toledo präsentiert.

von Anna Ntemiris