Neue Experimente mit natürlichen Materialien

Die Textildesignerin Magdalena Orland aus Leipzig möchte dazu anregen, durch Experimente mit Materialien auf neue Wege der Verpackungsherstellung zu stoßen. Orland hat für ihre Projekte bereits mehrere Auszeichnungen erhalten. Auf der FACHPACK stellte sie am Donnerstag in der PACKBOX neue Lösungswege im nachhaltigen Verpackungsdesign vor.

Die Zusammenarbeit mit der Natur in der kreativen Praxis kann zu neuen Lösungen im Verpackungsbereich führen. Das sagt Magdalena Orland, die sich als Textildesignerin mit unterschiedlichsten Materialien beschäftigt. Als sie an dem Wettbewerb „MaDe“ (Material Designers) teilnahm, stieß sie auf den Verpackungsbereich. Material Designers ist eine Veranstaltungsreihe und Plattform, die sich „den positiven Auswirkungen von Materialdesignern in der Kreislaufwirtschaft widmet“. Das Projekt wird vom Creative Europe Programm der Europäischen Union mitfinanziert und zielt darauf ab, „Talente in Richtung einer zirkulären Wirtschaft in ganz Europa zu fördern. „Materialdesigner sind Agenten des Wandels. Sie können Materialien entwerfen, umgestalten, reformieren, wiederverwenden und neu definieren, um ihnen einen völlig neuen Zweck zu geben“, heißt es im Wettbewerbsprogramm.

Vorteile von Naturlatex

Orlands Ausgangsmaterial für den Wettbewerb war – ganz wörtlich – Spitze. „Ich habe mich dafür vor allem mit den bestimmten Eigenschaften von Spitze beschäftigt und davon ausgehend Materialexperimente mit Naturlatex gemacht. Die Experimente unterteilten sich in zwei Gruppen: Gießen und Extrudieren, hinzu kommt außerdem die Verarbeitung mit Draht“, sagt sie im Gespräch mit packaging-360.com.

Orland hatte die Idee und das Ziel, für das Projekt „alternative, nachhaltigere Materialien zu finden, um es auf ein neues Niveau zu heben.“ Für Naturlatex entschied sie sich, weil das Material andere Eigenschaften als ihre bisher verwendeten Materialien hat. Sie entwickelte neue Herstellungsverfahren und Experimentierprozesse. Ihre Ergebnisse können auch für die Verpackungsindustrie von Interesse sein, sagt Orland. Naturlatex, das von Kautschukpflanzen als Milchsaft gewonnen wird und damit ein rein biologisches Produkt ist, werde mit nur wenigen Zutaten zu einem extrem elastischen und belastbaren Material. Die weiteren Vorteile, so Orlando: Es ist CO2-neutral, biologisch abbaubar und schadstofffrei, somit kann die Zirkularität gewährleistet werden. Es trockne transluzent und lasse sich gut färben. Die kurze Trocknungszeit ermögliche eine zügige Verarbeitung. Die Hauptursprungsländer sind Indonesien, Malaysia oder Thailand – was aus Sicht des Transportwegs allerdings ein Nachteil sei. Im nächsten Schritt müsste daher untersucht werden, ob europäische Wolfsmilchgewächse ähnliche Eigenschaften aufweisen.

Auch wenn die Leipzigerin betont, dass sie Materialdesignerin und keine Verpackungsingenieurin sei, sieht sie in ihrem Projekt mit Naturkautschuk einen Bogen zur Verpackungsindustrie. So lassen die von ihr angewandten Gieß- und Extrudierprozesse sich auch auf die industrielle Verarbeitung anwenden, berichtet Orland. „Meine Arbeit soll in erster Linie dazu anregen, durch Experimente auf neue Wege der Verpackungsherstellung und deren Umsetzung zu stoßen.“

Ihr abstraktes Beispiel diene als Anregung, neue Herangehensweisen auszuprobieren. „Man kann positive Eigenschaften eines Materials nutzen, bündeln und durch bewusste, überdachte Eingriffe in die gewünschte Richtung lenken“. Denn: „Viele Materialien sind in der Natur bereits vorhanden und müssen eventuell nur durch einen anderen Blickwinkel betrachtet werden.“ Was so einfach klinge, bedürfe in der Praxis dann einer Reihe von Experimenten. Aber nur durchs Ausprobieren, könnten nachhaltigere Verpackungen vermehrt zum Einsatz kommen. Dass einige dieser umweltfreundlicheren Verpackungen aufgrund ihres Materials am Ende nur kurzlebig seien, dürfe nicht nur negativ betrachtet werden. Denn einige Produkte kämen auch mit solchen Verpackungen aus, die nur kurz halten.