Neue EU-Verpackungsverordnung wird zum Zankapfel

Die EU-Kommission plant, in Kürze die Richtlinie über Verpackungen und Verpackungsabfälle durch eine neue Verpackungsverordnung zu ersetzen. Ziel sind einheitlichere Regeln innerhalb der EU. Kritik an der Verordnung, die aktuell noch nicht veröffentlicht ist, kommt vom deutschen Verband der Wellpappen-Industrie (VDW).

Derzeit kursiert ein noch nicht offiziell vorgestellter Entwurf der Europäischen Kommission für eine Verpackungsverordnung. Dieser soll ambitionierte Zielvorgaben für den Einsatz von Mehrweg-Transportverpackungen anstreben. Anlässlich des Entwurfes erklärt der Verband der Wellpappen-Industrie e.V. (VDW), dass eine pauschale umweltpolitische Bevorzugung von Mehrweglösungen gegenüber recyclingfähigen Verpackungen aus Wellpappe in jedem Fall ungerechtfertigt wäre. „Aktuelle Studienergebnisse zeigen eindrucksvoll: Eine derartig pauschale Bevorzugung von Mehrweg-Transportverpackungen entbehrt jeder Grundlage“, betont VDW-Geschäftsführer Dr. Oliver Wolfrum.

Der Verband verweist in diesem Zusammenhang auf eine aktuelle, vom europäischen Verband FEFCO (European Federation of Corrugated Board Manufacturers) veröffentlichte Lebenszyklus-Studie. Dieser zufolge kann sich eine Wellpappenverpackung in der ökobilanziellen Betrachtung eines konkreten Fallbeispiels gegenüber Mehrwegvarianten behaupten. Außerdem verweist der Verband auf eine ebenfalls von der FEFCO herausgegebene Meta-Studie, die sogenannte Hotspots der E-Commerce-Logistik analysiert. Das sind Stationen im Lebenszyklus von Versandverpackungen mit signifikanten Umwelteffekten. Dabei identifizierte die Studie die reale Anzahl der Nutzungszyklen von Mehrwegverpackungen als bedeutsamste Stellschraube, bewertet die Datenlage diese betreffend aber als unsicher.

Kritik an Quotenvorgaben

„Bereits 2021 hat der VDW anhand einer Analyse zur Treibhausgasbilanz verschiedener Versandhandelsverpackungen nachgewiesen: Je nach Fallbeispiel kann auch recyclingfähige Wellpappe die Nase vorn haben, Mehrweg ist also keineswegs immer die nachhaltigere Lösung“, mahnt Wolfrum. „Die neuen FEFCO-Studien erhärten die Faktenlage und sind somit ein richtungsweisendes Signal für die Politik. Wenn Mehrweglösungen in der Ökobilanzierung konkreter Verpackungsfälle schlechter abschneiden können als Wellpappe, gilt es je nach Produkt und Transportanforderungen die optimale Verpackung zu wählen – und zwar optimal im Sinne des Produktschutzes und im Sinne der Nachhaltigkeit. Quotenvorgaben wären hier fehl am Platz.“

Die neue Lebenszyklus-Analyse zu Transportverpackungen wurde im Auftrag der FEFCO vom Beratungsunternehmen Ramboll gemäß der Standards ISO 14040 and ISO 14044 umgesetzt und im Peer-Review-Verfahren geprüft. Die Studie vergleicht anhand von 15 umweltbezogenen Kategorien den ökologischen Fußabdruck von Steigen aus recycelbarer Wellpappe mit demjenigen von Mehrwegsteigen aus Kunststoff. Angenommen wird dabei der Transport einer Tonne Gemüse vom erzeugenden Betrieb bis zum Einzelhandel. Das Ergebnis: Die faserbasierten Steigen schneiden in zehn der 15 Kategorien besser ab als die Mehrwegverpackungen, beispielsweise mit Blick auf den Klimawandel, die Nutzung fossiler Ressourcen, den Wasserverbrauch und den Abbau der Ozonschicht.