Werner & Mertz schließt den Kreislauf

Die Haushaltsreiniger der Marke Frosch kommen jetzt zum ersten Mal mit einer vollständig recycelbaren Monomaterialverpackung auf den Markt.

„Grün“ – oder in einem Kreislauf – zu wirtschaften, ist nicht leicht. Doch indem sie das traditionelle Herangehen an ein Produktdesign auf den Kopf stellten, gelang der Mondi Group und der Werner & Mertz GmbH, einem deutschen Hersteller von Reinigungsprodukten, der Durchbruch: die Entwicklung einer vollständig recycelbaren Monomaterialverpackung für die Reiniger der Marke Frosch. Allerdings hatten der Markeneigner und der Verpackungshersteller erkannt, dass sie dies nicht alleine umsetzen könnten.

Daher sicherten sie sich die Unterstützung von drei weiteren Partnern: EPEA Switzerland GmbH, ein akkreditierter allgemeiner Gutachter für Cradle to Cradle Certification™, trat dem Projektteam bei, um die Qualität unterschiedlicher Materialien zu beurteilen, die für den Einsatz in Kreislaufanwendungen und das Recyceln auf chemischer Ebene in Betracht kamen. Das Institut cyclos-HTP für Recyclingfähigkeit und Produktverantwortung stellte sicher, dass diese Materialien innerhalb bestehender Recyclingstrukturen und über ihren erweiterten Lebenszyklus hinweg funktionieren würden. Der Grüne Punkt – Duales System Deutschland schließlich erforschte und bestätigte den potenziellen Marktwert der resultierenden Recyclate.

Learning by Doing

In fast vier Jahren gemeinsamer Arbeit legte das Team den Grundstein zur Entwicklung eines 100-prozentig recycelbaren Standbodenbeutels. Der neue Beutel – mit leicht abnehmbarer bedruckter Banderole – unterliegt den Kriterien der strikten Cradle-to-Cradle Certified™ Richtlinien. Albin Kälin, CEO von EPEA Switzerland, bezeichnet den Innovationsprozess für den neuen Frosch-Beutel als „ziemlich radikal, mit ‚Learning by Doing‘ wie niemals auf diese Weise zuvor“. Werner & Mertz wollte eine reale Lösung, nicht nur ein Paket mit dem Anspruch, „nachhaltiger“ zu sein, das dann doch auf der Deponie oder in der Müllverbrennung landet.

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Alle Verpackungen, erläutert Joachim Christiani, Mitgeschäftsführer von cyclos-HTP, müssen es durch ein komplexes Sortierverfahren schaffen – identifizierbar mittels Infrarot-Scanning. Flexible Verpackungen, die oft aus einem Mehrschichtverbund unterschiedlicher, inkompatibler Materialien bestehen, sind tendenziell problematischer zu recyceln. Das Institut brachte sich frühzeitig im Projekt mit Empfehlungen zum Verpackungsdesign, zu geeigneten Materialien und zu verfügbaren Sortier- und Recyclinganlagen in Europa ein.

Bahnbrechende Innovation

Die am Projekt beteiligten Partner mussten außerdem das Problem des Recycelns bedruckter Kunststoffe lösen. Diese Überlegung führte schließlich zu der vielleicht bahnbrechendsten Innovation des Produkts, seiner zweiteiligen Konstruktion: dem Beutel selbst und der abnehmbaren Banderole für die vorderseitigen Markendetails und die nötigen Verbraucherinformationen auf der Rückseite.
„Wir veredeln den Beutel mit einer ins Auge fallenden, verkaufsfördernden äußeren Hülle“, erläutert CEO Reinhard Schneider von Werner & Mertz. „Und wenn der Beutel leer ist, ‚entkleiden‘ wir ihn einfach in einem automatischen Prozess, der beide Komponenten schreddert und in separate Materialströme sortiert.“

Rund 85 Prozent des gesamten Verpackungsmaterials (Polyethylen niedriger Dichte, LDPE), einschließlich Ausgießöffnung und Deckel, sind unbedruckt. Das heißt, das Material lässt sich ohne Qualitätsverlust recyceln. Doch auch die restlichen 15 Prozent sind voll recycelbar, da frei von Klebstoffen und Haftvermittlern. Der Beutel mit Ausgießöffnung und ausgestanztem Griff verbraucht etwa 70 Prozent weniger Materialien als starre Kunststoffflaschen mit demselben Fassungsvolumen.

Nachdem die Projektpartner ein geeignetes Design und die bevorzugten Material für das Produkt beschlossen hatten, untersuchte „Der Grüne Punkt“ die potenzielle Wiederverwendbarkeit und den realen Marktwert derartiger Recyclate – um auch in dieser Hinsicht die wirtschaftliche Realisierbarkeit des geplanten Produkts sicherzustellen. Ab Spätsommer 2019, nach Übernahme der „Rezeptur“, werden Werner & Mertz und Mondi diese Konzepte vom Zeichenbrett in die „Küche“ überführen und die Produktion des Beutels in einer von Mondi speziell für dieses Projekt angeschafften neuen Fertigungslinie aufnehmen.