„Es gibt keine schnellen Lösungen“

Olaf Dechow, Sustainability-Experte der Otto Group, betrachtet die nachhaltige Verpackung als wichtige Herausforderung im Onlinehandel. Otto hat ein neues Mehrwegversandmodell vorbereitet, das derzeit noch getestet wird.

Das Thema Verpackung rücke immer stärker in die öffentliche Wahrnehmung. Schnelle, nachhaltige und einfache Lösungen seien gefragt, sagte Olaf Dechow, Senior Manager Corporate Responsibility bei der Otto Group, während des Kongresses Packaging360°. „Aber: Es gibt keine guten und schnellen Lösungen. Die Thematik ist komplex.“ Dechow sprach über die Herausforderungen von nachhaltiger Verpackung im Onlinehandel.  Jede zweite Waschmaschine  in Deutschland wird über die Otto Group gekauft, schickte er voraus. Bei den Eigenverpackungen von allen Produkten kommt die Gruppe weltweit auf 28.000 Tonnen PPK und 5.400 Tonnen Kunststoff. Die Aufgabe sei künftig, nicht zu wenig und nicht zu viel Verpackung anzuwenden.  Die Verpackungsstrategie von Otto basiere auf vier Elementen: Vermeidung von Abfall durch Mehrweg- statt Einwegverpackungen, Verminderung von Abfall durch leichteres und weniger Verpackungsmaterial und Substituierung durch nachhaltigere Materialien sowie direkte Kreislaufführung. Konkret verzichte das Unternehmen zum Beispiel immer mehr auf Füllmaterial und teste neue Mehrwegverpackungen aus.

Verschlusstechnik einer Mehrwegverpackung ist Herausforderung

Gemeinsam mit Tchibo, Avocado Store und Ökopol hat die Otto Group ein Forschungsvorhaben mit Mehrwegverpackungen im Onlinehandel gestartet. Das Bundesforschungsministerium fördert das Projekt. Noch ist es eine Vision, wie Dechow sagt: Wer zwei Jeans bestellt, erhält diese in einer Verpackung, die er – ob mit oder ohne Jeans als Retoureware – als Brief wieder zurück an den Adressaten – also den Onlinehändler – senden kann. Was so banal klinge, sei mit vielen inneren Hürden verbunden. Das Unternehmen müsse klären, welche IT-Systeme und Logistik-Prozesse umgestellt werden müssen und was das koste. „Wir müssen die Verpackung zum Beispiel reinigen, um sie wieder neu zu befüllen“, sagte er. Das wunderte so manchen Zuhörer. „So mancher Kunde beschriftet die Verpackung mit Filzstift“, erklärte Dechow.  Die Verschlusstechnik einer Mehrwegverpackung sei ebenfalls noch eine spannende Herausforderung.

Auch stelle sich die Frage, wie viel Mehraufwand kann dem Kunden zugemutet werden kann. Und ab wann ist die Mehrwegverpackung ökologisch sinnvoll?  „Es kann niemals eine finale Ökobilanz geben“, so Dechow. Das Warten auf die Ökobilanz sei kontraproduktiv. Man müsse sich bereits jetzt auf den Weg machen, nachhaltige Verpackungen zu entwickeln, „auch wenn der richtige Weg noch nicht klar ist“. Daher nehme er gern noch Tipps und Hilfe aus der Verpackungsbranche entgegen, sagte er den Kongressteilnehmern.

von Anna Ntemiris