Kompostierbare Versandtüten „komplexer als gedacht“

Onlinehändler Otto will Bestellungen von 2024 an in Versandtaschen aus 100 Prozent pflanzlichem Material ausliefern. Doch die Entwicklung von vollständig kompostierbaren Versandtüten gestaltet sich nach Angaben von Otto und Partner Traceless schwieriger als erwartet.

In einer gemeinsamen Mitteilung geben Otto und Traceless bekannt, dass sie den Start von kompostierbaren Versandtüten aus Folie verschieben werden. Vorabtests seien gut verlaufen, doch der Livetest habe wegen Schwierigkeiten nicht starten können. Es habe Probleme bei der letzten Klebestelle der Taschen gegeben. Die Verbindung des Materials von Traceless durch Hitze und ohne Kleber sei nicht gelungen. Nun folge die parallele Entwicklung des bestehenden und eines neuen Prototypen.

Otto-Verpackungsexpertin Karla Jabben erklärt: „Wir kommen voran, aber die Entwicklung ist komplexer als gedacht. Eigentlich sollte schon vor einigen Wochen ein größerer Pilottest starten – mit einer Tüte, die aus einem Verbundmaterial aus Traceless und Graspapier besteht. Bei einem internen Vorabtest, den wir bei solchen Projekten immer durchführen, sind dann aber unerwartet Schwierigkeiten aufgetreten. Deshalb haben wir uns dafür entschieden, den Livetest zu verschieben und mehr Zeit in die Entwicklung zu stecken.“

Testphase soll 2024 starten

Traceless hat das pflanzenbasierte Material der Beschichtung entwickelt. Anne Lamp, Mitgründerin von Traceless erklärt: „Damit ist es aber noch nicht getan – auch das Beschichten, Konfektionieren, Bedrucken, Falten und Verkleben muss gelöst werden. Unser Anspruch ist es, dass Firmen unser Material auf bereits existierenden Maschinen verwenden können. Das funktioniert – aber natürlich nicht auf Anhieb, denn die Maschinen sind jahrzehntelang auf konventionelle Kunststoffe optimiert worden.“ Außerdem wolle das Unternehmen sichergehen, dass alle Verarbeitungsschritte nachhaltig sind. „Für die Bedruckung haben wir eine umweltfreundliche Lösung gefunden, auch das Falten hat geklappt, erst im allerletzten Schritt wurde es knifflig: bei der letzten Klebestelle. Dieser Schritt war beim letzten Prototyp noch nicht ganz serienreif. Dass wir deshalb noch nicht in die Testphase gehen konnten, ist natürlich eine Enttäuschung.“

Dennoch versichern beide Unternehmen, dass sie weiter an dem Projekt festhalten. 2024 werde man testbereit sein. „Gemeinsam mit Partnern werden wir nun die Folienherstellung in verschiedenen Maßstäben testen und das „raceless-Material schrittweise optimieren, inklusive der Weiterverarbeitung zur Tüte. Parallel bleibt auch die Variante des aktuellen Prototypen aus beschichtetem Papier eine Option, die wir im Blick behalten“, so Lamp. Somit verfolge man verschiedene Lösungswege gleichzeitig.