PepsiCo-Chef fordert „effektive Infrastrukturen für Recycling“

Torben Nielsen, CEO von PepsiCo DACH, bezieht im Interview mit packaging-360.com Stellung zu einer Kreislaufwirtschaft für Verpackungen, zur Ausweitung des Pfandsystems und zur Bereitschaft der Verbraucher, für nachhaltige Produkte mehr zu zahlen.

Bevorzugen Sie bei Softdrinks Dosen oder Flaschen?

Torben Nielsen: Tatsächlich hängt es vom Anlass ab – und mitunter auch vom Getränk. Da mag ich mich so pauschal nicht festlegen.

PepsiCo treibt die Entwicklung einer Kreislaufwirtschaft für flexible Verpackungen voran. Welcher Schritt ist Ihrer Ansicht nach der wichtigste?

Nielsen: Der wichtigste Schritt ist meiner Ansicht nach, dass wir in ganz Europa einheitliche und vor allem auch effektive Infrastrukturen für das Recycling aufbauen. Da ist auch die Politik gefordert, die Weichen entsprechend zu stellen. Als Unternehmen verfolgen wir daneben noch den „Beyond-the-Bottle“-Ansatz. Wir arbeiten also an Lösungen, die uns dabei helfen, nicht nur mehr recyceltes Plastik zu verwenden und selbst recycelbare Materialien zu nutzen, sondern echte Alternativen zu Verpackungen zu schaffen.

Sie beteiligen sich an der Initiative für digitale Wasserzeichen, bei der 2022 erste Tests mit PepsiCo-Lebensmittelverpackungen in Frankreich und Deutschland durchgeführt werden. Was erhoffen Sie sich von Verpackungen mit Holy Grail?

Nielsen: Wir verfolgen das Ziel, zu einer Welt beizutragen, in der Kunststoffe niemals zu Abfall werden. Daher braucht es ein effektives Recycling. Die Initiative Holy Grail 2.0, an der wir uns beteiligen, setzt dafür auf den Einsatz digitaler Wasserzeichen. Die Vorgängerinitiative Holy Grail 1.0 hatte verschiedene Ansätze für das Recycling von Post-Consumer-Abfällen untersucht. Die digitalen Wasserzeichen erwiesen sich dabei als besonders effektiv. Die Wasserzeichen sind letztlich digitale Codes, die sich mit bloßem Auge zwar nicht erkennen lassen, die jedoch Informationen beispielsweise zur Art des Materials bereithalten können. Eine Sortierung und das Recycling von beispielsweise unseren Snack-Verpackungen wird damit erheblich erleichtert und endlich möglich.

Bis Ende des Jahres will PepsiCo in Deutschland für alle Flaschen ausschließlich 100 Prozent recycelten Kunststoff verwenden. Ist das Ziel erreicht?

Nielsen: Wir hatten uns das Ziel gesetzt, bis Ende des Jahres die Flaschen unseres gesamten CSD-Portfolios sowie die Flaschen der Marke Lipton auf recycelten Verpackungskunststoff umzustellen. Tatsächlich ist uns diese Umstellung jedoch bereits sehr viel früher gelungen. Seit Mitte September verwenden wir bei PepsiCo nur noch rPET. Bei Lipton erfolgte die Umstellung vollständig im April dieses Jahres. Wir haben unser Ziel also bereits 100 Tage früher als geplant erreicht.

Wie stehen Sie zur Ausweitung des Pfandsystems, die in Deutschland geplant ist?

Nielsen: Auf unsere Getränke wird bereits heute Pfand erhoben und wir sehen, dass das Pfandsystem einen wichtigen Beitrag für das Recycling leistet. Daher begrüße ich die Ausweitung des Pfandsystems. Idealerweise schaffen wir die Pfandfreiheit vollständig ab. Das wäre auch aus Sicht der Verbraucherinnen und Verbraucher ein wichtiger Beitrag zu mehr Transparenz und Verständlichkeit des Systems. Ich bezweifle jedenfalls, dass die Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher derzeit auf Anhieb sagen könnte, bei welchen Getränken ein Pfand auf die Verpackung erhoben wird und bei welchen dies nicht der Fall ist.

Das Verpackungsdesign ist in der Konsumgüterbranche bei Markenartikeln immer noch immens wichtig. Marken investieren viel in Marketing und Verpackungsdesign. Wie steht dies im Einklang zur Nachhaltigkeitslinie?

Nielsen: Die entscheidende Frage ist immer, welches Material dabei zum Einsatz kommt. Wir setzen bei unserem CSD-Getränkeportfolio zu 100 Prozent recyceltes PET ein. Das Material, das wir in unseren Snack-Beuteln verwenden, lässt sich heute noch nicht in dem Maße recyceln, wie es für die Wiederverwendung als Lebensmittelverpackung nötig wäre. Doch wir arbeiten daran. Wir arbeiten mit führenden Unternehmen zusammen, um zu höherwertigen Recyclingmaterialien zu gelangen. Außerdem stellen wir alle Materialien auf die CEFLEX-Richtlinien um – wir machen sie also recycelbar. Parallel dazu reduzieren wir die Verpackungsmenge und arbeiten an alternativen Verpackungsmaterialien. Als Teil des Pulpex-Konsortiums arbeiten wir beispielsweise gemeinsam mit Unilever und Diageo an der Entwicklung der weltweit ersten vollständig recycelbaren Papierflasche. Das alles bedeutet aber auch, dass wir völlig neue Materialien mit einbringen. Verpackungsdesign und Nachhaltigkeit sind von daher auch nicht automatisch ein Gegensatz, sondern können sich auf sehr spannende Weise ergänzen und neue Möglichkeiten für Kreativität schaffen.

Dürfen nachhaltigere Produkte auch mehr kosten?

Nielsen: Kurzfristig sorgen Investitionen in Nachhaltigkeit für höhere Kosten. Langfristig helfen diese Investitionen jedoch dabei, uns effizienter und resilienter aufzustellen. Ein aktueller Blick auf die weltweiten Rohstoffmärkte zeigt das doch sehr deutlich. Es stehen dabei all jene Produktionssysteme unter Druck, die eben gerade noch nicht den Wandel zu mehr Nachhaltigkeit hinter sich gebracht haben. Je mehr wir in moderne Recyclingverfahren investieren, desto höher ist auch die Menge an Rezyklat, die uns zur Verfügung steht. Mit wachsendem Angebot fallen die Preise. Soweit der Blick in die Zukunft. Um in der Gegenwart zu bleiben: Wir sehen, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher Nachhaltigkeit im Handel und damit von uns als Hersteller einfordern. Wir glauben, dass damit durchaus die Bereitschaft einhergeht, mehr zu bezahlen – wenn den Verbrauchern klar kommuniziert werden kann, wofür dieser Aufschlag genutzt wird. Bei unserer eigenen Preisgestaltung verhält es sich so, dass wir fortlaufend sämtliche Entstehungskosten unserer Produkte prüfen. Die Verpackungen aus recyceltem PET sind dabei nur ein Faktor von vielen.

PepsiCo verfolgt einen ganzheitlichen Nachhaltigkeitsansatz. Welche Veränderungen sind dafür in der Logistik nötig?

Nielsen: In der Tat verfolgen wir einen ganzheitlichen Nachhaltigkeitsansatz. Die Leitlinien dafür gibt uns die Agenda pep+ (PepsiCo Positive) vor. Bei der Umsetzung nehmen wir auch unsere Partner mit. In der Logistik gibt es drei wesentliche Hebel, um die Nachhaltigkeit zu verbessern: Optimierung von Lieferwegen – beispielsweise durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz –, die Umstellung auf emissionsfreie Transporte sowie den „Beyond-the-Bottle“-Ansatz, bei dem wir nach Möglichkeiten suchen, gänzlich auf Verpackungen zu verzichten.

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