An der Frischetheke Plastik einsparen

Auch Ware, die über die Frischetheke geht, ist oft in Plastik eingepackt. Das geht auch ohne, sagt der Lebensmittelhändler Tegut… gute Lebensmittel GmbH & Co. KG. Die Handelskette Edeka testet derzeit Mehrwegdosen an der Wursttheke. Konkurrent Rewe ist dagegen kritisch.

Eine Scheibe Wurst auf die Hand: Das gibt’s ab und an für Kinder an der Fleischtheke gratis. Die meisten Produkte, die es an Frischetheken gibt, werden jedoch – wenn auch nur teilweise – in Plastik eingepackt. Es geht aber auch ohne, sagt die Lebensmittelkette Tegut… aus Fulda. Sie bietet in Märkten mit Frischetheken seit kurzem den verpackungsfreien Einkauf an. So geht der Einkauf: Sobald der Kunde an der Frischetheke den verpackungsfreien Einkauf wünscht, reicht ihm der Mitarbeiter ein Tablett, auf das der Kunde seinen geöffneten Behälter – es kann zum Beispiel eine Plastikbox, eine Dose oder ein Glasbehälter sein –  legt. „So ist die erforderliche Hygiene sichergestellt“, sagt Michael Krause, Leiter der Unternehmenskommunikation bei Tegut. Zuerst wird das Tablett mit dem mitgebrachten Behälter gewogen, dann mit dem entsprechenden Warenwunsch gefüllt. Der Kunde erhält das Tablett mit der befüllten Box zurück und muss diese selbst wieder verschließen. Das Preisetikett für den Einkauf erhält er separat. Die Mitarbeiter an der Frischetheke fassen den mitgebrachten Behälter nicht an.

Immer mehr Kunden bringen ihre eigene Verpackung mit

„Unsere Kunden sagen: ‚Der verpackungsfreie Einkauf an der Frischetheke ist eine tolle Sache.‘ Hier sind Nachhaltigkeit, Frische und Qualität gleichermaßen hoch im Kurs. Wir freuen uns, dass immer mehr Tegut-Kunden ihre eigene Verpackung mit in den Markt bringen und für den Einkauf an unserer Frischetheke nutzen“, erklärt Thomas Gutberlet, Tegut-Geschäftsführer. Doch nicht nur an den Frischetheken, auch für den Transport der eingekauften Ware nach Hause bietet Tegut verschiedene Mehrwegbehältnisse an. Für die Verpackung von Obst und Gemüse stehen beispielsweise recyclingfähige Knotenbeutel aus nachwachsenden Rohstoffen oder Mehrwegbeutel zur Verfügung.

Mehrwegdosen statt Einwegtüten bei Edeka

Edeka setzt ebenfalls auf weniger Einwegverpackungen an der Frischetheke und hat dazu einen Praxistest laufen: In einem Pilotmarkt in Büsum können Kunden frische Lebensmittel an der Bedientheke mit einer Mehrwegdose einkaufen. Das Prinzip: Der Kunde erhält die Mehrwegdose zusammen mit seiner Ware an der Theke und bezahlt beides an der Kasse. Beim nächsten Besuch bringt er seine Dose wieder mit und gibt sie über eine Sammelbox in den Mehrwegkreislauf. Die gesammelten Dosen werden im Markt gereinigt und stehen dann wieder an den Theken bereit – der Kunde kann sie kostenfrei wieder verwenden. „Das neue System ist einfach, praktisch und hilft dabei, Einwegverpackungen aus Plastik oder Papier zu vermeiden“, so Rolf Lange, Sprecher der Edeka-Zentrale. Die Kunden haben das Angebot bislang sehr gut aufgenommen und nutzen es intensiv.

Es gibt im genossenschaftlich organisierten Edeka-Verbund aber auch andere Ansätze für die Frischetheken, die von selbstständigen Edeka-Kaufleuten eingeführt wurden. Unter anderem gibt es Märkte, die ihren Kunden die Möglichkeit bieten, eigene Behältnisse mitzubringen, diese werden dann ähnlich wie bei Tegut mithilfe eines Tabletts über die Theke gereicht. „Entscheidend ist, dass jedes System von der zuständigen Lebensmittelüberwachungsbehörde abgestimmt und genehmigt worden ist“, erklärt Andrea Ebert, Pressereferentin der Edeka Zentrale AG & Co. KG.

Gemeinsam mit dem WWF arbeitet der Edeka-Verbund bereits seit 2015 daran, den ökologischen Fußabdruck bei „Verpackungen“ zu reduzieren. „Viele Menschen fragen sich beim Einkauf, wie sie selbst einen Beitrag zur Reduzierung des Verpackungsbergs leisten können. Die Mehrwegdose stellt einen sinnvollen Ansatz dar, der es ermöglicht, ganz einfach selbst aktiv zu werden“, sagt Dr. Marina Beermann, Leiterin der Kooperation mit Edeka bei WWF Deutschland.

Rewe verweist auf hygienerechtliche Anforderungen

Die Rewe Markt GmbH betrachtet die Annahme von mitgebrachten Behältern und die Befüllung durch das Verkaufspersonal „aufgrund der Verantwortung des Lebensmittelhändlers und des schwer prüfbaren Hygienezustandes der mitgebrachten Behälter“ kritisch. „Um hier nicht nur den hygienerechtlichen Anforderungen zu genügen, sondern auch einen maximalen Verbraucherschutz zu gewährleisten, bedarf es der Installierung eines weitreichenden Handhabungskonzeptes in unseren Märkten. Wir haben dies bereits 2017 in ausgewählten Märkten getestet und mussten unter anderem aufgrund der schwierigen Praktikabilität sowie der zurückhaltenden Kundenakzeptanz wieder zur herkömmlichen Handhabe zurückkehren“, erklärt Raimund Esser, Leiter der Unternehmenskommunikation bei der Rewe Markt GmbH, Verwaltung National. Zudem erfordere die Reinigung von Mehrwegbehältern in den Märkten viel Energie, vergleichsweise aggressive, chemische Spülmittel und viel Wasser, da diese mit Spezialmaschinen erfolgen muss, um eine hygienische Reinheit in jedem Fall gewährleisten zu können. „Wir arbeiten weiter daran, hier praktikable und für unsere Kunden zumutbare Lösungen zu finden“, so Esser.