Studierende entwickeln nachhaltigen Becher

Studierende der Lebensmittelverpackungstechnologie der Hochschule Hannover haben komplett recycelbare Joghurtbecher entwickelt. Sie bestehen aus nur einem Material und sind unbedruckt. Mit ihrer Erfindung bewerben sie sich für den Sonderpreis Verpackung des deutschen Nachhaltigkeitspreises.

Wer trennt den Joghurtdeckel vom Becher vollständig ab? Ein Großteil der Verbraucher macht dies nicht, und handelt damit – unbewusst – nicht ökologisch. Joghurtbecher bestehen aus Kunststoff, die Deckel allerdings aus Aluminium. Wenn die beiden Materialien nicht strikt getrennt werden, kann der Scanner einer Müllanlage sie nicht eindeutig identifizieren. Dann würde der Joghurtbecher nicht recycelt oder aussortiert werden – oder das Aluminium würde mit den Kunststoffen zusammengeworfen.

Da sich menschliche Gewohnheiten nicht von heute auf morgen abstellen lassen, müsste es einen Weg geben, um das „Trennungsproblem“ anders zu lösen, meinten acht Studierende der Lebensmittelverpackungstechnologie der Fakultät Maschinenbau und Bioverfahrenstechnik der Hochschule Hannover. Sie machten sich unter der Leitung von Professor Dr. Rainer Brandt auf die Suche nach alternativen Becherformen. Das Ergebnis ist ein Becher, der komplett aus thermogeformtem Polypropylen besteht, berichtet Diplom-Ingenieurin Sylvia Knebelsberger, Teamleiterin Lebensmittelverpackungstechnologie. Die konventionelle Aluplatine, die normalerweise vom Becher getrennt werden muss, damit der Kunststoff einem Recyclingstrom zugeordnet werden kann, wird durch blaxial gereckte Polypropylenfolie (BOPP-Folie) ersetzt. „Der Deckel muss nicht mehr abgetrennt werden. Der Becher kann komplett rezykliert werden“, so Knebelsberger. Die Sauerstoffbarriere sei dadurch unbedeutend niedriger als die von einem PP-Becher mit Aluplatine, jedoch höher als die von seinem Pendant aus Polystyrol (PS).

Deckel löst sich automatisch beim Öffnen des Bechers

Eine weitere Funktion der Aluplatine, der Lichtschutz im Kühlregal, ist beim Becher der Studierenden durch einen Deckel aus Vollpappe, der mechanisch am Becherrand befestigt wird, gewährleistet. „Auch hier muss vom Verbraucher keine aktive Trennung vollzogen werden, der Deckel löst sich automatisch beim Öffnen des Bechers und fällt so getrennt an. Zusätzlich ist der Tray so gestaltet, dass der Lichteinfall von der Seite verhindert wird“, erklärt Knebelsberger. Noch ein ökologischer Pluspunkt sei, dass die Deckelfolie unbedruckt ist. „Diese Tatsache erhöht die Recyclingfähigkeit des Bechers im Vergleich zu bedrucktem Kunststoff signifikant.“

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Dass der Becher marktfähig sein könnte, davon sind die Hannoveraner Nachwuchsforscher überzeugt. Daher haben sie sich mit ihrer Erfindung für den Sonderpreis Verpackung des deutschen Nachhaltigkeitspreises beworben. Der Sonderpreis prämiert in Kooperation mit der REWE Group marktreife Konzepte und beispielhafte Ideen, die „Verpackungen reduzieren, optimieren oder vermeiden, im Massenmarkt bezahlbar bleiben und in weitestmöglichem Umfang den Verbraucherbedürfnissen nach Hygiene, Information und Bequemlichkeit entsprechen“.

Knebelsberger fügt hinzu, dass der Becher auch für andere Milchprodukte geeignet sein könnte. Die Studierenden hätten allerdings nur die Sauerstoffbarriere von Joghurt als Berechnungsgrundlage genommen. Auch sei keine Testphase in der Lagerung erfolgt. Und letztendlich müsste geprüft werden, ob gängige Verpackungsmaschinen den alternativen Deckel gut entstapeln können. Da eine Verpackung auch Werbebotschafter ist, haben sich die Studierenden für den unbedruckten Becher eine Marketingidee ausgedacht. Ihr Becher heißt „cuPP“ – ein Wortspiel für „cup“ (Becher) und „see you PP“. „So ist der ‚cuPP‘ zunächst als ein Impuls für ein Closed-Loop-System von PP-Bechern gedacht und könnte langfristig dazu beitragen, auch in großem Stil Lebensmittelverpackungen aus Recyclat herzustellen, also ,see you PP'“, schreiben die Nachwuchsforscher.