Maschinenbauer zehren derzeit von ihren hohen Auftragsbeständen

Eine aktuelle Umfrage des VDMA zeigt: 44 Prozent der Maschinenbauunternehmen in Baden-Württemberg blicken vorsichtig optimistisch auf den weiteren Jahresverlauf. Grund hierfür ist eine Verbesserung in der Materialversorgung mit Ausnahme der Elektronikkomponenten. In der Folge erwarten 68 Prozent der Betriebe in Baden-Württemberg ein nominales Umsatzwachstum für das Jahr 2023.

Zur positiven Grundstimmung trägt bei, dass die Branche die Risiken der Energieversorgung über die Wintermonate gut meistern konnte. „Die hohen Preise für Strom und Gas schränken allerdings die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Standorts ein. Wir benötigen schnelle Lösungen, um den Kostentreiber Energie im Zaum zu halten“, sagte Dr.-Ing. Mathias Kammüller, Vorsitzender des VDMA Baden-Württemberg, in Stuttgart.

Wenig dynamisch gestaltet sich derzeit der Auftragseingang. Von Januar bis März 2023 verbuchte die Branche im Land real 15 Prozent weniger Bestellungen als im Vorjahr. „Die internationalen Investitionen in Maschinen und Anlagen fallen zwar zurück, jedoch stufen nur wenige Betriebe die Situation als besorgniserregend ein“, erläuterte Kammüller. Viele Maschinenbauer zehren aktuell von ihren hohen Auftragsbeständen, die sich im Branchenschnitt auf 11,6 Monate belaufen.

Fachkräfte gesucht – und nicht zu finden

Angesichts der unternehmerischen Zuversicht wollen fast 60 Prozent der Betriebe in Baden-Württemberg im Jahr 2023 Personal aufbauen, können ihren Bedarf jedoch kaum decken. Drei von vier Unternehmen melden merkliche oder gravierende Engpässe und eine Behinderung ihrer Produktion durch Fachkräftemangel. Zugleich stufen 84 Prozent der Betriebe das Thema Demografie als Herausforderung Nummer eins der kommenden Jahre ein.

Der Maschinen- und Anlagenbau im Südwesten beschäftigte im Jahr 2022 rund  334.300 Personen und damit 1,6 Prozent mehr als 2021. Der hartnäckige Arbeitskräftemangel habe hier einen stärkeren Anstieg verhindert.

Rahmenbedingungen für innovative Klimatechnologien

Der baden-württembergische Maschinen- und Anlagenbau stehe dafür, aus Megatrends ökonomische Chancen zu machen, gerade beim Klimaschutz, so Kammüller. Angesichts des globalen Wettbewerbs rund um innovative Klimatechnologien wünsche sich die Branche industrie- und mittelstandsfreundliche Standortentscheidungen: „Der Klimaschutz und seine industrielle Verankerung in der produzierenden Industrie benötigen einen viel schnelleren Auf- und Ausbau der erneuerbaren Energien sowie leistungsfähiger Stromtrassen und Netze, um die Versorgung sicher und bezahlbar zu machen“, mahnte Kammüller. Die Zeit dränge, den klimaneutral erzeugten Strom aus dem Norden in die industriellen Zentren im Süden Deutschlands zu bringen.

Bilanz: Im Gesamtjahr 2022 verfehlte der Auftragseingang im Maschinen- und Anlagenbau in Baden-Württemberg das Ergebnis von 2021 um real 7 Prozent. Hingegen legte der Umsatz um nominal 7,6 Prozent auf 84,3 Milliarden Euro zu, weil bereits vorhandene Aufträge endlich abgearbeitet und damit umsatzwirksam wurden.  „Preisbereinigt steht mit diesem Ergebnis zwar ein kleines Minus in den Büchern, angesichts der zahlreichen Belastungen kann sich der Wert jedoch durchaus sehen lassen“, so der Vorsitzende.

Der Export von baden-württembergischen Maschinen und Anlagen legte 2022 um nominal 6 Prozent auf 46 Milliarden Euro zu. Besonders beflügelt hat die Ausfuhren eine Zunahme der Exporte in die USA von 22 Prozent. „Der US-Markt hat für den hiesigen Maschinenbau sowohl als Absatz- als auch als Investitionsstandort seit langem eine hohe Bedeutung. Der Inflation Reduction Act bietet der Branche Chancen, das bereits sehr gute Geschäft auszubauen und die Exportmöglichkeiten weiter zu verbessern. Die Ausrüstung neuer Fabriken und Produktionsanlagen kommt aktuell ohne europäische Zulieferer gar nicht aus“, sagte Dr. Kammüller.

Wenig überraschend kam das Exportminus von 2 Prozent nach China. Die Ursachen hierfür waren sowohl die Zero-Covid-Strategie wie auch die insgesamt schwächeren Wachstumsraten des Landes. „Die Volksrepublik wird ein starker Markt des Maschinen- und Anlagenbaus aus Baden-Württemberg bleiben. Es muss jedoch Ziel der Unternehmen sein, die eigene Abhängigkeit zu hinterfragen und angesichts des Konkurrenzdrucks aus China alternative Absatzmärkte in Asien aufzubauen“, schloss Kammüller.