„Die Amerikaner kreieren auffällige Verpackungen“

Food-Bloggerin Sonja Meise alias Foodnewsgermany reist als Stewardess um die Welt und sucht überall nach Lebensmittelneuheiten, die sie dann ihrer Fangemeinde vorstellt. Im Interview spricht sie über ihre Eindrücke.

von Anna Ntemiris

Welche Designs fallen Ihnen immer wieder auf?

Alle Designs, die aus dem „Schema F“ fallen. Selbst wenn es nur die Farbe der Verpackung ist oder die Schrift und Form anders sind als sonst. Hitschler hat zum Beispiel 2018 ein neues Produkt auf den Markt gebracht, das vom Verpackungsdesign her komplett neu war. Das Hitschler-Logo blieb gleich, aber der Rest tauchte in ein Weiß, Schwarz, Lila. Die Verpackung war weniger bunt und schrill. Meine Foodies sind regelrecht ausgeflippt, sind sofort in die Supermärkte gerannt und haben sich die Tüte gekauft. Ich habe noch nie so viele Packshots von einem neuen Produkt bekommen wie von diesem. Abgesehen davon schmeckte es auch megalecker. Auch True Fruits begeistert mich immer wieder, da sie mit derselben Flaschenform immer neue Aufmerksamkeit mit ihrem Design schaffen. Allerdings auch oft mit ihrer kontroversen Werbung.

Gibt es Trends im Food-Bereich?

Sobald es einen Trend gibt, versuchen alle Hersteller, diesen umzusetzen. So war es beim Einhorn und ist es auch mit dem Thema Protein. Auf einmal steht auf gefühlt jeder Verpackung „mit Protein“. Der nächste Trend ist meiner Meinung nach „weniger Zucker“ und auch das Thema „Plastik“ nimmt langsam Fahrt auf. Vielleicht steht bald auf jeder Verpackung, dass das Material aus Recyclat besteht. Die Verpackungsdesigns passen sich schon diesem Trend nach mehr „Natürlichkeit“ an.

In welchem Land gibt es die schönsten Verpackungen?

Jedes Land hat seine Highlights. Etwas mehr stechen allerdings die USA hervor. Die Amerikaner kreieren auffällige Verpackungen. Und sie bieten Geschmacksrichtungen bei Keksen, Chips und Schokolade, von denen wir in Deutschland nur träumen können. 2018 gab es dort zum Beispiel zu Halloween viele Verpackungen, die im Dunkeln glühten. Eine grandiose Idee.
Auch Deutschland gibt langsam Gas. Einige Hersteller kreieren mutig coole und auffällige Verpackungen. Lorenz kommt zum Beispiel mit einer neuen UK-Edition auf den Markt. Die Verpackung gleicht der UK-Flagge. Megacool und auffällig, weil sie anders ist. Sie stellen außergewöhnliche und neue Produkte vor, die über ihre Verpackung ins Auge fallen.

Die Unverpackt-Idee geht bei Ihnen ins Leere?

Absolut. Verpackung ist für mich allein schon aus hygienischen und Haltbarkeitsgründen ein Muss. Außerdem sind wir in einem Zeitalter, bei dem das Visuelle eine große Rolle spielt. Instagram besteht zum Beispiel fast nur aus Bildern. Die Verpackung muss also auffallen. Wenn sie dann auch noch nachhaltig ist, hat der Hersteller alles richtig gemacht. Dann muss das Produkt nur noch schmecken.

Wenn Sie in die Zukunft reisen: Wie sieht die Verpackung in 30 Jahren aus?

Sie ist praktisch, vor allem für unterwegs, da wir nicht mehr selber Auto fahren. Also haben wir Zeit, zu essen und zu trinken. Sie lässt sich einfach öffnen, vor allem auch von alten Menschen. Die Verpackung ist individuell auf mich zugeschnitten, genauso wie das Produkt. Und mit dem Barcode auf der Packung lässt sich nachvollziehen, woher die Inhaltsstoffe stammen. Außerdem ist die Verpackung nachhaltig und plastikfrei.

Unboxing – Live: Wir zeichnen live ein Unboxing-Video auf. Erfahren Sie von Foodbloggerin Sonja Meise, warum junge Leute auf Verpackungen stehen. Die Foodbloggerin gehört zu den Referenten und Experten des unabhängigen Verpackungskongresses von PACKAGING360°. Der Kongress findet am 28. und 29. November 2019 im Hilton in Frankfurt am Main statt. Mehr Informationen zu Programm und Anmeldung finden Sie hier.