„Müll ist Wertstoff am falschen Ort“

Überflüssige Verpackungen vermeiden, Verpackungen optimieren, Einsatz von Sekundärrohstoffen und vermeidbaren Kunststoffen reduzieren, das sind die Kernpunkte der Nachhaltigkeitsstrategie der Schwarz-Gruppe

Die Schwarz Gruppe hat die für eine Kreislaufwirtschaft erforderliche Praxis in die Unternehmensgruppe integriert: „Wir sind die einzige Handelsgruppe, die alle Prozesse und alle Schritte entlang der gesamten Wertstoffkette in einer Hand hält“, sieht Michael Janzer, Projektleiter Redesign, die Mutter von Lidl und Kaufland als Speerspitze. Nach der Maxime „Müll ist Wertstoff am falschen Ort“ wurde sich zunächst um die großen Mengen an Pappe, Papier und Kunststoff, die in den Filialen anfallen, gekümmert. Heute bietet das zur Gruppe gehörende GreenCycle Umweltmanagement seine Leistungen unter dem Namen „Pre Zero“ auch anderen Unternehmen an. Pro Jahr werden vier Millionen Tonnen Wertstoffe verarbeitet.

Vordenker der Kreislaufwirtschaft als Vorbild

Die 2018 eingeführte Strategie REset Plastic hat die gleichen Zielen wie die Ellen Mac Arthur Foundation, die sich im vergangenen Jahrzehnt als einer der globalen Vordenker der Kreislaufwirtschaft entwickelt hat. Beiden geht es im Wesentlichen um die Verbesserung der Recylingfähigkeit von Verpackungen sowie die Reduktion des Kunststoffverbrauchs. Die Schwarz Gruppe definiert die hierfür zu treffenden Maßnahmen auf den Handlungsfeldern REduce, REdesign, REcycle, REmove, REsearch. Im Fokus stehen neben der Vermeidung überflüssiger Verpackungsbestandteile die Optimierung der Verpackungen und der Produkteigenschaften, die Erhöhung des Einsatzes von Sekundärrohstoffen sowie die Vermeidung von Kunststoffen, die nicht recylebar sind.

Mit gutem Beispiel vorangehen

Unter den von Janzer genannten Beispielen sticht die Überarbeitung des 200g-Nussbeutels Alesto besonders hervor. Durch Verkleinerung des Verpackungsvolumens, eine in der FMCG-Welt eher ungewöhnliche Maßnahme, und Reduzierung der Foliendicke sowie Vermeidung der Metallisierung und Einsatz eines Mono-PP-Verbundes konnte der Kunststoffbedarf um 48 Prozent reduziert werden, was einer Einsparung von 700 Tonnen pro Jahr entspricht.

Die Neugestaltung der 1,5-Liter-Saftflasche Solevita (Überarbeitung der Flaschengeometrie, Einsatz von PET-Rezyklat) verringerte den Kunststoffverbrauch um 15 Prozent, was 450 Tonnen pro Jahr entspricht. Bei den Tiefkühlprodukten der Eigenmarke wurde die Foliendicke reduziert und nunmehr eine recyclingfähige LDPE-Folie genutzt, so konnte der Kunststoffverbrauch um 21 Prozent oder 280 Tonnen pro Jahr vermindert werden.

Durch Überarbeitung von Möhren in der 1kg-Verpackung, die Vermeidung von PVC und den Einsatz von Mono-PE wurde der Kunststoffverbrauch um 43 Prozent (176 Tonnen pro Jahr) gesenkt. Bei Flaschen für Putz- und Reinigungsmittel beträgt der Rezyklateinsatz bereits 50 Prozent, pro Jahr werden etwa 1.000 Tonnen rPET verarbeitet, Ziel ist die Verdopplung des rPET-Einsatzes.

Ganzheitliche Konzepte statt Insellösungen

Angesichts des allein von Pre Zero verarbeiteten Wertstoffvolumens scheinen diese Einsparungen allenfalls Tropfen auf den heißen Stein der Plastikreduktion zu sein. Doch sie weisen den Weg: Bis 2025 sollen alle Eigenmarken hundertprozentig recyclingfähig sein und der Einsatz von Plastik um 20 Prozent reduziert werden. Um die Ziele der Kreislaufwirtschaft insgesamt zu erreichen, seien Standards und die Kooperation aller Marktteilnehmer erforderlich, betonte Janzer: „Es muss darum gehen, die Kreislaufwirtschaft in ganzheitlichen Konzepten zu optimieren anstatt in Insellösungen zu denken.“ Die Circular Plastics Alliance sei eine Plattform, die verschiedene Beteiligte der Wertschöpfungskette zusammenbringe – und das auf europäischer Ebene. Nicht zuletzt auf dem Gebiet der Forschung und Entwicklung muss mehr investiert werden. So bedauerte Janzner mehrfach, dass aktuell für den Lebensmitteleinsatz kein LDPE-Rezyklat verfügbar sei.

Bewusstsein beim Kunden verbessern

Bei all diesen Aktivitäten darf der Konsument nicht aus dem Blick verloren werden, Kundenaufklärung gehört daher auch zum Programm. So werden Kunden vor den Lidl- und Kaufland-Märkten über Wertstoffe, Sammlung und Recycling informiert, per Haushaltshandzettel sowie über Social-Media-Kanäle werden regelmäßig Verbesserungen thematisiert. Die Schwarz Gruppe, traditionell eher zurückhaltend, hat ganz offensichtlich erkannt, dass zum Erreichen der definierten Ziele auch in Kommunikation investiert werden muss.