Die Silicon Valleys der Verpackungsindustrie

Im Kampf um globale Märkte wird das Tempo erhöht: Innovative Cluster zeigen, dass der deutsche Verpackungsmaschinenbau für den internationalen Wettbewerb gerüstet ist. In mehreren Regionen Deutschlands sind große Verpackungscluster entstanden. Maschinenbauer, auch die, die im Wettbewerb miteinander stehen, bauen Netzwerke auf. Im Süden wollen zwei Cluster fusionieren. Wir erklären, welche Zielsetzung die Cluster verfolgen und welche Vor- und Nachteile sich für die Branche ergeben können.

von Anna Ntemiris

Ein winziger Punkt auf der Weltkarte sind die württembergischen Regionen Heilbronn-Franken, Stuttgart, Rems-Murr-Kreis und Waiblingen. Doch dieser kleine Punkt ist „der Verpackungsmotor Deutschlands“, sagen Unternehmer aus Baden-Württemberg. Das Ländle ist reich an Tüftlern und Erfindern. Hier befindet sich die Wiege des deutschen Verpackungsmaschinenbaus: 1861 bauten die Modellbauschreinermeister Friedrich Hesser und der Mechaniker Karl Geiger in Canstatt die erste Briefkuvertiermaschine in Deutschland. Viele der heutigen Unternehmen haben einen gemeinsamen Stammbaum, der auf Betriebe wie die der Pioniere Hesser, Otto Höfliger oder Rudolf Karg zurückzuführen ist. Gründlichkeit, Präzision, Eigenverantwortung: Tugenden wie diese haben die Entstehung des Verpackungsmaschinenbaus im pietistisch geprägten Südwesten wesentlich begünstigt. Immer mehr erfolgreiche Maschinenbauer, die vorwiegend für die Pharma-, Kosmetik- und Lebensmittelbranche produzieren, haben sich im Laufe der Zeit im „Land der vier Täler“, größtenteils nahe den Flüssen Kocher und Jagst, Rems und Murr angesiedelt.

In der globalisierten Welt stehen sie vor wachsenden Herausforderungen, die sie durch gemeinsames Handeln und Erfahrungsaustausch schneller und besser bewältigen wollen, auch wenn die Unternehmen teilweise in gegenseitigem Wettbewerb stehen. Daher hat sich ein Großteil der Unternehmen des Verpackungsmaschinenbaus im Jahr 2007 zu Netzwerken zusammengeschlossen.

"Die hohe Dichte an Unternehmen führt zu einer Konzentration an Fachkräften und zu einer hohen Innovationskraft in der Branche."
Markus Höfliger, Vorstandsvorsitzender des PEC und Aufsichtsratsvorsitzender der Harro Höfliger Verpackungsmaschinen GmbH.

Die beiden Cluster Packaging Valley Germany e. V. mit Schwerpunkt auf dem Verpackungsmaschinenbau und Zulieferern sowie Packaging Excellence Center e. V. (PEC) als Kompetenzzentrum für Verpackungs-und Automatisierungstechnik gehören zu den größten Netzwerken in der Verpackungsbranche in Deutschland. Was Rang und Namen hat in der Verpackungsindustrie, ist Mitglied im PEC mit Sitz in Waiblingen oder im Packaging Valley mit Sitz in Schwäbisch Hall. Beide Netzwerke finden seit Jahren weltweit hohe Anerkennung. Sie orientieren sich an dem Prinzip „von Unternehmen für Unternehmen“ am Markt. Im Dialog mit der Wissenschaft wollen sie eine bedarfsgerechte Entwicklung in der Branche leisten und Synergien schaffen. „Die hohe Dichte an Unternehmen führt zu einer Konzentration an Fachkräften und zu einer hohen Innovationskraft in der Branche. Dies wäre in dem Maße nicht möglich, wenn die Unternehmen räumlich nicht so eng zusammenliegen würden. Bestes Beispiel ist hier das Silicon Valley“, sagt Markus Höfliger, Vorstandsvorsitzender des PEC und Aufsichtsratsvorsitzender der Harro Höfliger Verpackungsmaschinen GmbH.

Auch wenn der Verpackungsmaschinenbau mit laut VDMA mehr als 300 Unternehmen im Vergleich zu anderen Maschinenbau-Sparten klein ist, sind die beiden Cluster Packaging Valley und PEC ein Aushängeschild für das Land Baden-Württemberg, wie Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut bestätigt. „Die hohe Bedeutung der beiden Cluster-Initiativen auch über Baden-Württemberg hinaus ist unverkennbar: Die fast 100 Unternehmen in den Cluster-Initiativen repräsentieren 25 Prozent aller Verpackungsmaschinenbauer Deutschlands. Einige von ihnen haben es inzwischen zu Weltmarktführern in ihren jeweiligen Nischen gebracht, andere sind auf dem Weg dorthin.“

Mit einer Stimme sprechen

„Das Cluster ‚Packaging Valley‘ und das ‚Packaging Excellence Center‘ zeichnet in besonderer Weise aus, dass sie von mittelständischen Unternehmen geprägt sind. Charakteristisch für beide Cluster ist auch die weitreichende Abdeckung der Wertschöpfungskette – von den Zulieferern über die Maschinenbauer bis hin zu den spezialisierten Ingenieur-Dienstleistern und wissenschaftlichen Zentren. Die Unternehmen in den Clustern sind hoch innovativ und haben sich im Laufe der Jahrzehnte stets an neue Herausforderungen und Wünsche der Kunden angepasst. Gerade Fragen wie die Vermeidung von Verpackungsmüll oder Substitution von Kunststoff sind aktuelle Themen, die die Branche und die Cluster-Initiativen bewegen“, erklärt die Ministerin.

Formal sind die beiden Cluster zwei unabhängige Vereine, die in ihren jüngsten Mitgliederversammlungen im Juli 2019 nun die Vorbereitungen für eine Fusion beschlossen haben und
damit nach zwölf Jahren eine neue Ära einläuten werden. Im nächsten Jahr soll der Zusammenschluss erfolgen. In den kommenden Monaten wollen die Verhandlungsführer – das sind die beiden hauptamtlichen Geschäftsführer und die ehrenamtlichen Vorsitzenden – ein umfangreiches Strategiepapier für die geplante Fusion entwickeln, das zur endgültigen Abstimmung den Mitgliedern der beiden Cluster vorgelegt werden soll. Unter anderem betrifft es die Überarbeitung der beiden Satzungen, die Verlegung des Hauptsitzes nach Waiblingen sowie die Nutzung der einheitlichen Marke „Packaging Valley Germany e. V.“ Die bestehenden Geschäftsstellen in Schwäbisch Hall und Waiblingen sollen bestehen bleiben.Das Land Baden-Württemberg hat eine Fusion schon länger favorisiert. „Die beiden Cluster-Initiativen kooperieren bereits seit einiger Zeit. Für mich ist die Fusion nun eine logische und konsequente Entwicklung. Die Unternehmen müssen sich für einen immer härter werdenden Wettbewerb rüsten, denn die Zeichen einer sich abschwächenden Konjunktur sind auch im Maschinenbau zu erkennen. Daher macht es Sinn, die Kräfte zu bündeln und die Ressourcen effektiv einzusetzen. So können die Unternehmen noch besser voneinander profitieren und die Services des Cluster-Managements noch effektiver genutzt werden“, sagt Hoffmeister-Kraut. Durch den Zusammenschluss entstehe eine schlagkräftige Cluster-Initiative mit fast 100 Mitgliedern.

"Wir wollen der Welt sagen: Die besten Verpackungsmaschinenhersteller sind hier im Süden Deutschlands zu finden." 
Kurt Engel, Geschäftsführer Packaging Valley Germany

„Entscheidend wird sein, dass das jeweilige regionale Engagement der Akteure wie Wirtschaftsfördereinrichtungen oder Kommunen auch nach der Fusion weiter bestehen bleibt“, fügt sie hinzu. „Wir wollen der Welt sagen: Die besten Verpackungsmaschinenhersteller sind hier im Süden Deutschlands zu finden. Das ist eines der Ziele von Packaging Valley Germany“, sagt Kurt Engel, Geschäftsführer des Vereins. „Die mittleren und kleineren Betriebe steigern durch die Mitgliedschaft im Packaging Valley ihren Bekanntheitsgrad, die großen Firmen haben bereits ein starkes Marketing. Wir sind nicht so eingebildet: Wir wissen, dass diese nicht auf den Verein angewiesen sind. Aber wenn man von oben draufblickt, dann haben auch die großen Unternehmen Vorteile vom Cluster.“ Ziel sei, mit einer Stimme zu sprechen.

Marketing-Kompetenz trifft auf Inhalte

Seit der Gründung des Vereins habe sich die Schwerpunktarbeit von Packaging Valley immer mehr ins Marketing entwickelt. So sei die Marke „Packaging Valley Germany“ deutschlandweit und weltweit noch bekannter geworden und damit auch die Mitglieder des Vereins. Bei einer Fusion könnte Packaging Valley seine Marketing-Kompetenz einbringen, PEC würde mit inhaltlichen Themen den großen Verein bereichern. Innerhalb des Netzwerks Packaging Valley kooperieren die Mitgliedsunternehmen unter anderem beim Recruiting von Nachwuchskräften und Fachkräften. „Wir versuchen deutschlandweit, Studenten für die Region zu gewinnen, sind auf Hochschultagen und anderen Ausstellungen als Packaging Valley vor Ort“, erklärt Engel. Würde man nur innerhalb Süddeutschlands suchen, käme man zu sehr in die Wettbewerbssituation der Unternehmen hinein. Keiner wolle schließlich, dass einem der Nachbar die Mitarbeiter abwirbt. „Wir können den jungen Leuten sagen, dass bei uns Familienbetriebe gute Arbeitsstrukturen garantieren. Denn auch wenn die Firmen bis zu 2.000 Mitarbeiter haben, sind es inhabergeführte Unternehmen, die eine Sicherheit bieten. Und die Region bietet für Nachwuchskräfte Aufstiegschancen. Die Landschaft ist ohnehin schön. Damit werben wir.“ Natürlich habe es von Anfang an auch skeptische Stimmen gegeben. Was nütze ein Cluster?, so eine der Fragen. „Ich erlebe, dass mir Vertriebsleiter von Maschinenbauern berichten, dass Kunden weltweit über Packaging Valley auf die jeweiligen Unternehmen aufmerksam geworden sind. Das ist für mich ein Beweis, dass es sich lohnt, im Verbund zu kooperieren.“ Engel stellt aber klar, dass jede Firma für sich die Projekte abwickelt. „Über Maschinen und konkrete Projekte wird nicht gesprochen. Keiner will Geheimwissen weitergeben und dadurch gar Kunden verlieren.“ Es finde aber ein Austausch über grundsätzliche Themen statt: Wie kann man die Logistik verbessern, welche Experten könne man gemeinsam einladen. Mitglieder von Packaging Valley zahlen 800 bis 8.000 Euro an Beiträgen im Jahr, je nach Umsatz. So finanziere sich der Verein, der in den vergangenen Jahren ohne öffentliche Gelder ausgekommen sei. Durch die beabsichtigte Fusion werde es künftig leichter, für konkrete Projekte Zuschüsse von Bund oder Land zu erhalten. „Für den laufenden Betrieb benötigen wir aber kein Geld von außen.“ Der laufende Betrieb sind zum Beispiel gemeinsame Messestände, wie etwa auf der FachPack.

Die Struktur des künftigen Fusionspartners PEC, nicht aber die Zielsetzung unterscheidet sich von der des Vereins Packaging Valley ein wenig. So gehören dem PEC nicht nur Verpackungsmaschinenbauer aus Waiblingen an, sondern auch Kommunen und Dienstleister. Zudem bekommt das PEC öffentliches Fördergeld. In den vergangenen Jahren waren dies mindestens 300.000 Euro. Davon sei ein Großteil für Messeauftritte, Netzwerktreffen und klassische Werbemaßnahmen verwendet worden. Je nach Anzahl der Mitarbeiter – hier also nicht nach Umsatz – zahlen die Mitgliedsunternehmen 1.000 bis 7.000 Euro im Jahr an Mitgliedsbeiträgen an das PEC, erklärt Geschäftsführer Dr. Marc Funk, der auch Geschäftsführer der Wirtschaft, Tourismus und Marketing GmbH, der Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Stadt Waiblingen, ist. Die Verpackungsnetzwerke engagieren sich auch in einem von 13 Kompetenzzentren der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH. In diesem Sinne stelle das PEC eine Schnittstelle zwischen den Mitgliedern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik dar. Daher sei es folgerichtig, dass nicht nur Maschinenbauhersteller Mitglied sind.

„Jetzt haben wir die Chance, das ein oder andere Schäfchen dazuzuholen oder wiederzuholen.“ 
Dr. Marc Funk, Geschäftsführer Packaging Ecxcellence Center.

„Die Aufgabenfelder des PEC liegen unter anderem im Aufzeigen von Anwendungspotenzialen in neuen Technologien, Initiativen im Bereich Aus- und Weiterbildung und der Erleichterung des Zugangs zu nationalen und europäischen Fördergeldern. Das Netzwerk initiiert Kooperationsprojekte, auch in Zusammenarbeit mit anderen Kompetenzzentren. Führende Unternehmen mit weltbekannten Produkten machen Waiblingen bekannt, so Funk. Dennoch sei die Anzahl der Unternehmen, die zum Netzwerk gehören können, begrenzt. „Daher macht es Sinn, die Firmen in einem Netzwerk zu bündeln.“ Die geplante Fusion des PEC mit dem Packaging Valley Germany könne daher mehr Mitglieder und neuen Schwung bringen. Wenn mehr Unternehmen kooperieren, könne das Cluster zudem stärker auftreten. Funk räumt aber auch ein, dass sowohl PEC als auch Packaging Valley in den vergangenen Jahren einige Mitglieder verloren hatten. „Jetzt haben wir die Chance, das ein oder andere Schäfchen dazuzuholen oder wiederzuholen.“ Für die Zukunft sieht Funk auch neue Betätigungsfelder, zum Beispiel als Verpackungscluster direkt Kontakt zu Kunden der Verpackungsbranche zu suchen, etwa zu großen Marken in der Konsumgüterindustrie.

Mitgliederstruktur ist Knackpunkt der Fusionsverhandlungen

Eines der „großen“ Mitglieder im PEC ist die Bosch Packaging Technology GmbH mit 6.100 Mitarbeitern, die sich innerhalb des Vereins als ein Mitglied von vielen betrachtet wissen möchte. „Ob es um die Erschließung des Arbeitsmarkts, die Mitgestaltung von Industriestandards oder die Entwicklung nachhaltiger Verpackungskonzepte geht – keiner kann das allein lösen. Deshalb ist Bosch Packaging Technology bereits seit vielen Jahren Mitglied im Packaging Excellence Region Stuttgart e. V. Wir begrüßen den geplanten Zusammenschluss mit Packaging Valley Germany e. V. ausdrücklich, denn so entsteht eine noch stärkere Initiative, die für eine höhere Wettbewerbsfähigkeit aller Beteiligten sorgt“, sagt Dr. Johannes Rauschnabel, Leiter Vorentwicklung und Innovation der Bosch Packaging Technology GmbH und Mitglied des Fachvorstands Packaging Excellence Center.

Trotz aller positiven Äußerungen zur geplanten Fusion gibt es auch umstrittene Punkte, die in den kommenden Monaten zum Tauziehen führen können – zum Beispiel welche Akteure
nach einer Fusion welche Rolle spielen, ob Kommunen aktive Mitglieder sein können. Das von der Wirtschaftsministerin geforderte Engagement der Kommunen ist ebenfalls mit einem Fragezeichen verbunden. Die Überarbeitung der beiden Satzungen zu einer einheitlichen Satzung dürfte daher die schwierigste Aufgabe für die Verhandlungsführer werden. Neben Höfliger, Funk und Engel ist dies Bernd Hansen, Vorsitzender von Packaging Valley und geschäftsführender Gesellschafter der Rommelag-Gruppe. Er wollte eigentlich Ende des Jahres den Vorsitz bei Packaging Valley an jüngere Hände abgeben, denn dann sei er 65 Jahre alt. „Doch jetzt kommt mir die geplante Fusion dazwischen. Ich habe mich gerne bereit erklärt, bis zum Zusammenschluss von Packaging Valley und Packaging Excellence Center weiterzumachen.“ Er sei schließlich von Anfang an ein Verfechter einer Fusion gewesen. „Wir wollen nicht um jeden Preis wachsen. Wenn der Verein einen Mehrwert bringt, dann werden sich ihm auch mehr Unternehmen anschließen“, sagt Hansen.

„Wir müssen zusammenwachsen wie in einer Ehe. Das dauert.“
Bernd Hansen, Vorsitzender von Packaging Valley und geschäftsführender Gesellschafter der Rommelag-Gruppe

Hansen hat eine deutliche Position zur Struktur des Verpackungsclusters. „Wir nehmen bei Packaging Valley nur Unternehmer als Mitglied auf, und wir sind in den vergangenen Jahren
ohne öffentliche Förderung ausgekommen. Wir sind grundsätzlich der Meinung, dass wir die Netzwerkarbeit selber stemmen können.“ Dass bei PEC auch Kommunen oder Dienstleister Mitglied sind, sei eine der Fragestellungen, die in den Fusionsverhandlungen zur Sprache kommen werden. Möglich wäre, dass künftig aktive – die Unternehmen – und passive Mitglieder – zum Beispiel Kommunen oder Banken – dazugehören. „Die Mitgliederkategorisierung ist eine harte Nuss, die noch zu knacken ist.“ Er persönlich denke, dass Kommunen eine andere Vorgehensweise haben als Unternehmer und ist daher skeptisch, was eine Mitgliedschaft in einem Verpackungscluster betrifft.
„Ich bin Unternehmer, ich möchte, dass Themen straff durchdiskutiert werden und dann eine Entscheidung getroffen wird.“ Auch wenn die Fusion im nächsten Jahr wie geplant abgeschlossen sein sollte, werde das neue größere Netzwerk noch Zeit benötigen, um sich weiterzuentwickeln. „Wir müssen zusammenwachsen
wie in einer Ehe. Das dauert“, sagt Hansen.

Vision: Cluster arbeiten tauschen sich interdisziplinär aus

Das Wachsen eines Verpackungsclusters hat Claus Paal mehrere Jahre begleitet. Er ist einer der Gründer des PEC. Zunächst entstand 2007 die Idee, ein Netzwerk zu gründen, berichtet er. „Denn man glaubt gar nicht, wie isoliert Unternehmer manchmal arbeiten“, sagt Paal. Der Landtagsabgeordnete der CDU in Baden-Württemberg und IHK-Vorsitzende für den Kreis Rems-Murr ist selbst Unternehmer und Verpackungsmaschineningenieur – und das in der dritten Generation. Nachdem er 2010 die von ihm gegründete Paal Verpackungsmaschinen in Remshalden an Bosch Verpackungstechnik verkauft hatte, gründete er die Unternehmensberatung Claus Paal und später die A+V Automation und Verpackungstechnik. Aus dem Netzwerk wurde ein Cluster, der sich als Verein organisierte und vom Wirtschaftsministerium in Stuttgart sowie von der Wirtschaftsförderung der Region Stuttgart als solcher gefördert wurde. „Egal, wo wir anriefen, wir ernteten Begeisterung. Der Rems-Murr-Kreis hat viele starke Verpackungsmaschinenhersteller. Die Idee, dass diese gemeinsam Veranstaltungen durchführen und miteinander sprechen, um aus den Erfahrungen der Kollegen zu lernen, war damals neu“, so Paal. Im Laufe der Gründerjahre kamen immer mehr Komponentenhersteller als Mitglieder dazu. Für kleine mittelständische Unternehmen sei das Cluster vor allem hilfreich, um sich auf Messen sichtbar zu machen. „Die heutige Welt ist so komplex, die Technik ist so maßgebend. Daher sind Cluster heute noch viel wichtiger, als sie 2007 waren“, ist der Wirtschaftspolitiker überzeugt. Mittlerweile ist Paal nicht mehr aktiv im PEC, steht diesem aber immer wieder gern beratend zur Seite. „Nachdem das Baby geboren wurde und laufen konnte, bin ich in die zweite Reihe gegangen“, sagt er.
Auch wenn Paal nicht mehr aktiv im Verpackungscluster mitarbeitet, hat er doch eine Vision für den Verein: „Wenn verschiedene Cluster interdisziplinär zusammenarbeiten, entsteht neues Denken. Wenn beispielsweise ein Arzt und ein Maschinenbauer miteinander sprechen, kommen sie auf neue Ansätze. Der nächste Schritt ist also, dass sich nicht nur zwei Verpackungscluster vernetzen, sondern unterschiedliche Cluster.“ Künstliche Intelligenz sei ein Beispiel für interdisziplinäres Wissen. „Um den Standort Deutschland zu sichern, dürfen wir uns nie ausruhen, sonst werden wir überholt. Wir sind die Getriebenen. Im globalen Wettbewerb spüren wir den Atem des anderen“, sagt Paal.

Kunden profitieren

Wie profitieren die Kunden von den Netzwerken der Verpackungsmaschinenbauer? Als neutraler Partner bringt Packaging Valley kleine und große Unternehmen zusammen, die sich so verstehen und ergänzen können. Für die Kunden der Unternehmen bedeutet dies einen Vorsprung am Markt und eine breite Palette an Verpackungslösungen. Als Beispiel für ein erfolgreiches Gemeinschaftsprojekt kann das Virtual Reality Center genannt werden. „Die Mitgliedsunternehmen nutzen die VR-Technologie unter anderem für die Anlagenplanung und die Schulung von Bedienern“, erklärt Hans Bühler, geschäftsführender Gesellschafter, OPTIMA packaging group GmbH.
Hansen nennt konkrete Kundenvorteile: „Wenn wir bei Rommelag Kundenwünsche technisch nicht erfüllen können, dann sagen wir ihnen, wer aus dem Netzwerk Packaging Valley die geeignete Maschine herstellt. Wir können auch als Referenzkunde für Hersteller aus dem Cluster dienen. Sprich, wenn in unserer Pharmaproduktion eine Verpackungsmaschine aus dem Cluster im Einsatz ist, machen wir gerne eine Führung.“ Umgekehrt könne es auch vorkommen, dass man eine eigene Maschine bei einem Unternehmen aus dem Packaging Valley vorzeige.