Vorschläge für klimafreundlicheren Onlinehandel

Im Forschungsprojekt „Ökologisierung des Onlinehandels“ hat das Umweltbundesamt eine Roadmap entwickeln lassen, um den Onlinehandel klimafreundlicher zu gestalten. Es geht um Maßnahmen bei Retouren, Versandverpackungen und Logistik.

Im Forschungsvorhaben wurden die ⁠Treibhausgas⁠-Emissionen typischer Abläufe bei Online-Einkäufen bilanziert. Neben der Herstellung der Produkte, fallen die meisten Emissionen bei der Logistik der letzten Meile, bei Versandverpackungen und bei Retouren an.

Für diese drei Bereiche wurden in der Studie des Umweltbundesamts mögliche Szenarien auf ihre Einsparpotenziale untersucht und daraus Zielwerte und Maßnahmen abgeleitet. Mit einer sogenannten Roadmap werden konkrete Schritte bis zum Jahr 2030 vorgeschlagen, die eine Reduktion der Treibhausgas-Emissionen eines Onlinekauf-Prozesses gegenüber einem vergleichbaren Onlineeinkauf ermöglichen. Das Forschungsvorhaben ist eins von zwei Projekten, die seit 2018 im Rahmen der Leuchtturm-Initiative des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) „Wege und Bausteine einer digitalen Agenda für nachhaltigen Konsum“ gestartet wurden.

Das Fazit der Studie: Wenn alle Optimierungspotenziale bei Versandverpackung, Retouren und Logistik gehoben werden, können pro beispielhaftem Onlineeinkauf zwischen 18 und 98 Prozent der Treibhausgas-Emissionen eingespart werden. Da es bei manchen Retouren zu einer Vernichtung der Waren kommt, werden in diesen Fällen auch die angefallenen CO2-Emissionen der Herstellung dem Onlinehandels-Prozess zugerechnet. Dies mache diesen Bereich besonders relevant.

Die Roadmap enthält eine Vielzahl an detaillierten Maßnahmenvorschlägen für Politik, Handel, Zusteller sowie Kundinnen und Kunden, wie die Potenziale ausgeschöpft werden können, zum Beispiel:

Bereich Retouren

  • Um die Roadmap-Zielwerte eines ökologischen Onlinekaufs bis 2030 zu erreichen, wäre es notwendig, dass Verbraucher 40 Prozent weniger Bestellungen zurücksenden (Rücksende-Quote unter 10 Prozent) und die Vernichtung der retournierten Waren durch die Händler müsste um 67 Prozent reduziert werden (auf unter 0,2 Prozent). Werden diese Ziele bis 2030 verfehlt, könnten Verbote von Warenvernichtung denkbar sein, denn die in der Herstellung angefallenen Emissionen machen den größten Anteil (bis über 90 Prozent) an den gesamten Emissionen auf dem Produktlebensweg aus.
  • Um die Zahl der Retouren zu verringern, sollten Händler mehr und bessere Informationen über die Produkte bereitstellen, aber auch ihre Kundschaft über die negativen Folgen von Retouren aufklären. Auch Rücksendegebühren sind denkbar.
  • Damit Händler das Spenden retournierter Waren der Vernichtung vorziehen, sollte die Politik Anpassungen im Umsatzsteuergesetz vornehmen.

Bereich Versandverpackungen

  • Bis 2030 könnte fast ein Drittel der Produkte ohne zusätzliche Versandverpackungen auskommen, um Abfälle zu vermeiden.
  • Bei 26 Prozent der Sendungen ist der Versand in Mehrwegverpackungen bereits jetzt die beste Möglichkeit zur Optimierung. Derzeit liegt die Verbreitung von Mehrwegverpackungen im Versand unter 1 Prozent Marktanteil. Hier müssten Kundinnen und Kunden sowie der Handel offen für neue Weg sein. Außerdem wäre die Einführung von Quoten denkbar, wenn die Zielwerte von mindestens 11 Prozent bis 2030 nicht erreicht werden.

Bereich Logistik

  • 80 Prozent der Treibhausgasemissionen je Lieferung auf der letzten Meile könnten durch eine Elektrifizierung der Lieferfahrzeuge und durch Lieferkonzepte mit Zwischenlagern und Fahrrädern (Micro Hubs) gespart werden. Die Politik kann hier fördernd eingreifen und zum Beispiel Ladeinfrastruktur und Raum für Micro Hubs bereitstellen, so das Umweltbundesamt.
  • Mindestens 20 Prozent der Emissionen pro Einkauf könnten eingespart werden, indem die Zustellungen an Paketshops oder -stationen erfolgt statt nach Hause zu den Onlinekäufern. Hier sollte die Quote von 13 auf 40 Prozent gesteigert werden.
  • „Instant Delivery“- Angebote, bei denen die Bestellung beschleunigt geliefert wird, sollten zurückgefahren werden. Durch sie können mindestens 60 Prozent mehr Emissionen entstehen als bei einem Vergleichsszenario mit Standard-Lieferzeiten.
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