Abfallvermeidung nachhaltiger als Recycling!?

Laut einer von Flexible Packaging Europe in Auftrag gegebenen Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu) könnten flexible Plastikverpackungen eine Schlüsselrolle bei der Abfallvermeidung und der Eindämmung der Erderwärmung spielen..

Flexible Plastikverpackungen sind nicht einfach zu recyceln, da sie häufig aus Multi-Layer-Materialien bestehen und die bestehende Recyclinglogistik auf diese noch nicht eingestellt ist. Um dies beispielsweise durch getrennte Sammlung zu verbessern, hat die Industrie eine Initiative gegründet, CEFLEX. Nach Ansicht von Jean-Paul Duquet, Chef für die Nachhaltigkeits-Agenden des Verbands Flexible Packaging Europe (FPE) sei Recycling für Nachhaltigkeit aber nur ein Aspekt. Die aktualisierte Studie des ifeu scheint ihm Recht zu geben.

Reduzierte Abfallmenge

Die Studie beinhaltet ein Szenario, bei dem alle nicht flexiblen Verpackungen für Fast Moving Consumer Goods (FMCG) durch flexible Verpackungen ersetzt werden, wo immer dies möglich ist. Da kohlensäurehaltige Getränke nicht auf diese Weise verpackt werden können, wurde das Getränkesegment nicht in die Studie einbezogen (konservativer Ansatz). Die Studie zeigt, dass durch die Substitution aller starren Verpackungen von Nichtgetränke-FMCG auf EU-Ebene die Menge an Abfall von Primärverpackungen um jährlich 21 Millionen Tonnen reduziert werden könnte. Dadurch ließe sich die Gesamtmenge an Primärverpackungen aus Nichtgetränke-FMCG in der EU um 70 Prozent verringern. Dies unterstreicht das Potenzial flexibler Verpackungen zur Vermeidung von Verpackungsabfällen.

Gesenktes Erderwärmungspotenzial

Der Studie zufolge wäre eine solche theoretische Substitution auch ein Weg, die Erderwärmung einzudämmen: In einer Ökobilanz-Betrachtung (LCA) kommt die Studie zu dem Schluss, dass sich dadurch das gesamte globale Erwärmungspotenzial (GWP) aller europäischen FMCG-Primärverpackungen (ohne Getränke) um 33 Prozent senken würde – selbst wenn für die Zwecke des Nachweises angenommen wird, dass flexible Verpackungen stofflich nicht verwertet würden. Das entgegengesetzte Szenario – die Substitution aller flexiblen Verpackungen für nicht getränkehaltige FMCG in der EU durch starre Verpackungsformate – würde, so die Studie, das Gesamt-GWP von Primärverpackungen um etwa 30 Prozenterhöhen. Und dies trotz der deutlich höheren tatsächlichen Verwertungsraten von starren Verpackungen. Selbst wenn starre Verpackungen komplett, also zu 100 Prozent recycelt würden, würde diese theoretische Substitution trotzdem zu einem um 14 Prozent höheren GWP führen, ist in der Studie zu lesen.

Abfallvermeidung und Ressourcenschonung

Die Autoren der Studie kommen zu dem Ergebnis, dass es nicht nur auf die Recyclingfähigkeit von Verpackungen, sondern vor allem auch auf ihre Vermeidung ankomme. Dies könne durch einen höheren Einsatz von flexiblen Verpackungen erreicht werden, was nicht nur zu weniger Abfall an Primärverpackungen führen würde, so die Autoren, sondern auch zu einem geringeren Kohlenstoff-Fußabdruck und einem geringeren Ressourcenverbrauch. Umgekehrt könnte die ausschließliche Konzentration auf die Recyclingfähigkeit und das Erreichen von Recyclingzielen dazu führen, dass flexible Verpackungen durch leichter recycelbare, starre Verpackungen ersetzt werden. Dieser Ansatz wäre mit Blick auf die Klimaerwärmung und die Ressourceneffizienz eindeutig nachteilig und würde dem in der EU-Richtlinie über Verpackungen und Verpackungsabfälle verankerten Ziel zuwiderlaufen, die Erzeugung von Verpackungsabfällen zu vermeiden.

Jean-Paul Duquet, Direktor Nachhaltigkeit von FPE, kommentierte die Studie wie folgt: „Die Vermeidung steht in der Abfallhierarchie der Abfallrahmenrichtlinie der Europäischen Kommission an erster Stelle, noch vor anderen Ansätzen wie Wiederverwendung, Recycling und Energierückgewinnung. Die Priorität, die der Vermeidung vor dem Recycling eingeräumt wird, ist für Verpackungen von großer Bedeutung, wie diese Studie zeigt. Flexible Verpackungen erfüllen diese Anforderung an die Vermeidung perfekt und erweisen sich als ein wichtiger Teil der Lösung für die heutigen Herausforderungen des Verpackungssektors und der Umwelt. Ganz zu schweigen von den wichtigen laufenden Bemühungen, die Recyclingfähigkeit von flexiblen Verpackungen weiter zu verbessern und sie noch ressourceneffizienter zu machen.“

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